Tag: 3. September 2009

CDU-Schockstarre löst sich

Heute in der Bergischen Morgenpost: Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende stellt sich einem Interview zum Wahlausgang. Die Schockstarre beginnt sich zu lösen.

Man habe die ursprüngliche Wahlkampfstrategie durchgezogen, aber auf “das veränderte Umfeld” (?!) nicht reagieren können. Was mag er meinen? Die Empörung der Bürger über die Wahlkampfstrategie? Die Abwendung der Menschen von der Holzerei? Daß die Einwohner von Wermelskirchen nicht wollten, daß Politik “auch weh tun muß” (Martin Bosbach)?

Ob die CDU weiter mit der SPD zusammenarbeiten werde, sei noch nicht klar, man habe ja noch einige Zeit bis zu Konstituierung des neuen Rates. Und was die Zusammenarbeit mit den im Rat vertretenen Gruppierungen angehe, da werde ein Gremium gebildet, das sich mit dieser Frage werde auseinandersetzen müssen. Ich frage mich, wozu man dann noch einen Vorstand braucht.

Den beiden entscheidenden Fragen wich Volker Schmitz allerdings mehr oder weniger elegant aus, denen nach personellen und inhaltlichen Konsequenzen aus Wahlkampf und Wahlergebnis. Die Wahlprogramm sei gut erstellt gewesen und man könne es jetzt nicht über Bord werfen. Die Wahlprogramme der Wermelskirchener Parteien  unterscheiden sich indes nur marginal. Meine Schätzung ist, daß sich die Parteien in mehr als vier Fünfteln ihrer Programme eigentlich einig sind. Alle Parteien. Das kann mit inhaltlichen Konsequenzen also nicht gemeint sein. Und personelle Konsequenzen? Da müsse man noch Gespräche führen.

Eine Partei, die seit zehn Jahren kontinuierlich in der Wählergunst abnimmt, deren Aderlaß offenbar auch strategische und mentale Leerstellen hinterläßt, die seit Jahren mit Lautstärke operiert, wo intellektuelle Durchdringung der Probleme gefordert wäre, eine solche Partei sollte alsbald auch an personelle Wiederbelebung denken.

Im übrigen: Das alles gilt auch für die SPD, mit der Ausnahme, daß dort der Aderlaß keine Abspaltungen sind.

Armut in Deutschland

Autofahren als Informationsquelle: WDR5, Profit, so heißt die Sendung, die ich mal wieder im Stau höre, setzt sich mit der drohenden Armut von Frau Schickedanz auseinander. Noch vor fünf Jahren sei sie eine der reichsten Frauen Deutschlands gewesen, die Quelle- und Karstadtbesitzerin, mit einem Vermögen von geschätzten fünf  Milliarden Euro. Und nun habe sie nicht einmal mehr die Hälfte. Es gibt auch andere Zahlen, die ich eben nachgeschlagen habe. Im letzten Jahre habe ihr Vermögen noch 3,8 Milliarden betragen, jetzt nur noch knapp eine Milliarde, so eine Quelle. Im Grunde völlig egal. Sie und ihre Angehörigen gehen nicht am Bettelstab. Sie haben viel verloren. Aber sie haben noch sehr viel. Vollkommen unverständlich also, daß Frau Schickedanz in Printmedien folgendendermaßen zitiert werden konnte:

Wenn die Rettung von Arcandor scheitere und die Banken die Kredite fällig stellten, “verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 66 Jahren noch nicht einmal Rente. […] Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.”

Naja, bei Lidl ist sie bislang noch nicht gesehen worden und die Kräuter dürfte immer noch der Gärtner zupfen.