Heute, beim Einkauf stolperten meine Augen:
Tja, Französisch oder Spanisch, das ginge ja vielleicht…
Vollkommen Subjektives von Wolfgang Horn
Mit den drei Wörtern: nackt, schwarz, Bananenröckchen ist alles gesagt. Man weiß sofort, um wen es sich handelt. Um Josephine Baker natürlich. Heute noch, auf den Tag genau 84 Jahre nach ihrem denkwürdigen Auftritt im Theatre des Champs-Elysées, kann man sich ihrer erinnern.
2. Oktober 1925, Paris, Premiere von “La Revue Nègre”: Die Szene gestaltet wie eine Südstaaten-Landschaft an den Ufern des Mississippi, auf der Bühne eine blutjunge Schwarze, sich räkelnd, tanzend in extatischen Zuckungen. Sie trägt nichts, außer einem kleinen Rock aus Bananen. Die “schwarze Venus”. 19 Jahre alt. Aus den Slums von St. Louis/Missouri stammend, hat sie nichts – nur künstlerisches Talent und ihren Willen. “Ich habe Amerika an einem diesigen Septembertag verlassen und ging hier an Land, mit der Sonne Frankreichs im Herzen. Ich hatte mich dazu entschlossen, weil ich von meinen Eltern, die übrigens aus Martinique stammten, wusste, dass ich in Frankreich freiheitliche Ansichten, ein freieres Denken und einen freieren Umgang mit dem Körper vorfinden würde”, sagte sie später.
Zwar erregt sie mit ihren freizügigen Auftritten selbst im liberalen Paris Protest, aber die Begeisterung überwiegt. Jean Cocteau nennt sie: “Ein Idol aus dunklem Stahl und Bronze, Ironie und Gold.” Ihre Popularität kennt keine Grenzen. Ihre Haare, wie eine gelackte Kappe eng an den Kopf pomadisiert, werden Modevorbild für eine ganze Generation. In Berlin erlebt Josephine Baker den aufkommenden Nationalsozialismus. Nazi-Sympathisanten schreien ihre Auftritte nieder, sie wird als “Halbaffe” diffamiert. Zurück in Amerika wird die dunkelhäutige Künstlerin mit dem Hinweis “nur für Weiße” eines Restaurants verwiesen.
Für ihr Engagement im französischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs erhält die Baker hohe Auszeichnungen des französischen Staates. Nach dem Krieg adoptiert sie, selbst kinderlos, zwölf arme Waisenkinder aus aller Herren Länder und widmet sich fortan ihrer “Regenbogenfamilie”. Am 12. April 1975 erleidet Josephine Baker einen Gehirnschlag und stirbt.
Wenn bekannt würde, daß, sagen wir mal der französische Präsident die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling der Anstiftung zur Hexenkunst bezichtigt und dann persönlich verhindert, daß die britische Bestsellerautorin mit einem französischen Orden geehrt wird, dann würde man eine solche Meldung doch kaum glauben. Prusten würde man vor Lachen. Aber: Es ist die pure Wahrheit. Nur handelt es sich, natürlich, nicht um den französischen, sondern um den ehemaligen amerikanischen Präsidenten, G.W. Bush. Und bei der Ehrung handelt es sich um die “Presidential Medal of Freedom”, die höchste zivile Auszeichnung der USA, die auch Ausländern zuerteilt werden kann. Ausgeplaudert hat dies ein ehemaliger Redenschreiber der amerikanischen Regierung. Ich sag’s mal mit Max Liebermann: Soviel kann man gar nicht fressen, wie man kotzen möchte.
Nein, nein, nicht daß man jetzt glaubt, der heutige Schutzengeltag sei von der Versicherungswirtschaft ins Leben gerufen worden; wobei der Gedanke ja nahe läge, wenn man sich die Allianz-Werbespots im Fernsehen ansieht, immer da, immer nah … (Oder ist es die Provinzial? Keine Ahnung.)
Nach der katholischen Lehre sind jedem Gläubigen Schutzengel beigegeben. Und der heutige Tag dient eben der Verehrung dieser Engel.