Tag: 15. Oktober 2009

“Ehrenmord”-Krimi auf der Buchmesse

Der “Ehrenmord”-Krimi erscheint nun doch. Nachdem der Düsseldorfer Droste Verlag Bedenken hatte, den Roman von Gabriele Brinkmann zu veröffentlichen, weil man islamistische Reaktionen befürchtete, hat sich nun der Leda-Verlag in Leer entschlossen, den Krimi unter dem Titel “Wem Ehre gebührt” zu publizieren. Schon am kommenden Freitag sollen auf der Buchmesse die ersten Exemplare zu haben sein. Ab 19. Oktober wird das Buch im Handel sein. “Der Roman ist kritisch und dürfte manchen provozieren, natürlich, aber er differenziert auch”, sagte die Verlegerin Heike Gerdes. Das Buch greife nicht “die Türken” oder “den Islam” an, sondern nur die Auswüchse einer frauenfeindlichen Einstellung, die sich auf Tradition und Religion berufe, um Männern die Macht zu erhalten.

Zur Strafe acht Jahre Opposition

Zur Strafe acht Jahre Opposition – so überschreibt die Süddeutsche Zeitung heute einen Kommentar, nein: eher ein öffentliches Nachdenken von Dieter Degler über die SPD. Es sei ihm alles zu schnell gegangen nach der verlorenen Wahl, moniert Degler: Steinmeier noch am Wahlabend zum Fraktionsvorsitzenden gekürt, Gabriel ein paar Tage später Parteivorsitzender, Nahles, Wowereit, Kraft und Scholz drumrum – Blitz-Personalien nennt er das Verfahren. “Statt zunächst gründlich die Ursachen der krachenden Niederlage zu analysieren, daraus die inhaltlichen Konsequenzen und Handlungsoptionen zu destillieren und anschließend, als letztes, die sich daraus ableitenden personellen Konstellationen festzuzurren, macht es die SPD genau anders- und falschherum.”  Vier Vorschläge macht Degler der “verwirrten” Partei. Erstens müsse das Verhältnis zur Linken nüchtern und ohne Selbstmitleid geklärt werden. Diese sollte als Konkurrenz ernst genommen und als möglicher Koalitionspartner akzeptiert werden. Eine bloße Wende nach links nutze nichts, mache die Linke keineswegs überflüssig. Zweitens müsse ein für die Wähler schlüssiges Bündnisverhalten erkennbar sein. Matschies Wahlkampf gegen die CDU in Thüringen und seine Koalitionsverhandlungen mit eben dieser CDU spalte die Partei und mache sie unglaubwürdig. Auch die Ausschließeritis müsse aufgegeben werden. Drittens solle die SPD sich bemühen, “das zerfallene Mitte-Links-Lager wieder zu stabilisieren. Dazu gehören bessere diplomatische Beziehungen zu Grünen, Linken und der FDP. Dazu gehört ein Anti-Verelendungs-Programm, das finanzierbar und damit überzeugender ist als der linke Spruch “Reichtum für alle”.” Dazu gehöre die Erneuerung und Verjüngung einer “vergreisenden” Partei, “die zwar im Internet-Zeitalter lebt, es aber nicht mehr versteht.” Und viertens schließlich müsse die Partei wieder lernen, mit dem Volk zu kommunizieren. “Viele Lösungsansätze schlummern in sozialdemokratischen Köpfen und Papieren, aber sie erreichen die Wähler nicht mehr. Während der heute vielgeschmähte Gerhard Schröder selbst fragwürdige Positionen öffentlich darstellen konnte als seien sie der Gral der Weisheit, gelingt es der aktuellen Führungsriege nicht einmal, ihre Verdienste während der großen Koalition angemessen ans Publikum zu bringen.” Dabei würden die gesellschaftlichen Probleme immer schwieriger, die Bindungen an Parteien nähmen ab und die mediale Verblödung produziere immer mehr politisch Desinteressierte. “Die ersten Schritte nach der Bundestagswahl deuten allerdings nicht darauf hin, dass sich die SPD nun gründlich den Mühen der Wiederaufbau-Ebenen widmen will. Wer das aber nach einem solchen Debakel unterlässt, wird mit Opposition nicht unter acht Jahren bestraft.”

Da kann ich nur noch hinzufügen: Das alles gilt in Wermelskirchen auch.

 

Drei Meldungen

Drei Meldungen eines Tages: 

Erste Meldung: Uno und Welthungerhilfe schlagen Alarm: Die Wirtschaftskrise hat verheerende Auswirkungen für die Armen in der Welt. Mehr als eine Milliarde Menschen leidet an Unterernährung, so viele wie seit fast 40 Jahren nicht. Jeder sechste Mensch auf der Welt hungert, insgesamt 100 Millionen Menschen mehr als 2008.

Zweite Meldung: Die Wirtschaftskrise schlägt voll auf die Sozialkassen in Deutschland durch: Das Defizit im ersten Halbjahr beträgt mehr als neun Milliarden Euro. Die Bundesagentur für Arbeit ist am schlimmsten betroffen. Vor allem die Kurzarbeit, die gestiegene Arbeitslosigkeit und in der Folge Einnahmeausfälle bei der Bundesagentur für Arbeit trieben den Fehlbetrag in die Höhe. Die Arbeitslosenversicherung, die gesetzliche Kranken-, Pflege-, Unfall- und Rentenversicherung sowie die Alterssicherung für Landwirte machten im ersten Halbjahr 2009 insgesamt 9,2 Milliarden Euro Minus. Das sind 7,1 Milliarden Euro mehr als im ersten Halbjahr 2008.

Dritte Meldung: Der Streit um Bonuszahlungen an Bankmanager lässt die Verursacher der Finanzkrise kalt. Nach Berechnungen des “Wall Street Journals” können die New Yorker Bänker in diesem Jahr mit Rekordgehältern rechnen. Allein die größten 23 Geldhäuser werden voraussichtlich rund 95 Milliarden Euro an ihre Angestellten zahlen. Zehn Milliarden Dollar mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007 und über 20 Milliarden Dollar mehr als noch 2008, dem Jahr der Immobilienkrise.

Zahlen, die den Zustand der Welt beschreiben.

Der weiße Stock

Die “Woche des Sehens” geht heute zu Ende. Mit dem “Tag des weißen Stocks”. 145.ooo blinde Menschen leben in Deutschland und  etwa 500.000 Sehbehinderte. Die Veranstalter der Woche des Sehens, unter anderem der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, die Augenärzte und das Hilfswerk der Deutschen Lions, wollen mit dieser Aktionswoche auf die Lage blinder oder sehbehinderter Menschen im Land aufmerksam machen. Blindheit verstehen und Blindheit verhüten, das sind die wesentlichen Ziele dieser Woche. Und der Tag des weißen Stocks erinnert an den 15. Oktober 1964, als US-Präsident Lyndon B. Johnson in einem symbolischen Akt weiße Langstöcke an Menschen mit Blindheit und starker Sehbehinderung verteilte. Diese Idee, blinde Menschen mit einem weißen Stock als Schutz- und Erkennungszeichen zu versehen, hatte schon 1930 in Paris Guilly d’Herbemont, die am 7. Februar 1931 in Anwesenheit mehrerer Minister und Vertreter von Blindenorganisationen die ersten weißen Stöcke überreichte. Der weiße Stock wurde offiziell als Schutz und Erkennungszeichen blinder Menschen anerkannt. Im Jahre 1969 riefen die Vereinten Nationen den “Internationalen Tag des Weißen Stockes” ins Leben, der immer am 15. Oktober begangen wird. Mit dem Langstock und entsprechendem Mobilitätstraining können sich blinde und sehbehinderte Menschen besser in die Tücken des Straßenverkehrs begeben. Guilly d’Herbement starb 1980 im hohen Alter von 91 Jahren, völlig in Vergessenheit geraten.

Ich verkneife mir an dieser Stelle meinen ersten Impuls und die naheliegende Assoziation, wen man ansonsten noch so alles mit weißen Stöcken ausrüsten müsse.