Ein Fundstück, aus dem aktuellen Freitag. Es geht um Tom Waits. Musiker, Geschichtenerzähler, Schauspieler. Dieser skurile, fabelhafte Erzähler widmet sich nun auch der ganz kleinen Form, er twittert. Eine seiner 140-Zeichen-Weisheiten: „Ein Gentleman ist jemand, der Akkordeon spielen kann – es aber nicht tut.“
Tag: 13. November 2009
Schamlos
Mehr als 500 Unternehmen, so vermutet die Bundesagentur für Arbeit, betrügen beim Kurzarbeitergeld. Fünf mal mehr als noch im September. In den meisten Fällen bestehe der Verdacht, dass in den Unternehmen trotz der vereinbarten Arbeitszeitreduzierung weiterhin Vollzeit gearbeitet, aber weniger gezahlt und zusätzlich Kurzarbeitergeld kassiert werde. Mit anderen Worten: Diese Unternehmen betrügen schamlos die Arbeitslosenversicherung und die Solidargemeinschaft. Privatisierung eben.
Von Uruguay lernen.
Heute gelesen. In einer Computerzeitschrift.
Uruguay: Schüler-Laptops
Jedes Schulkind in Uruguay besitzt nun einen XO-Laptop im Wert von 260 Dollar. Uruguay schließt damit als erstes Land das One-Laptop-per-Child- Programm ab, 362.000 Stück wurden verteilt.
Das kleine Land am Rio del la Plata kennen wir allenfalls als Nation von Viehzüchtern, oder, die Älteren jedenfalls, als Land, das deutschen Nazis bereitwillig Zuflucht gewährte. Uruguay nun als Land registrieren zu müssen, das bildungspolitische Anstrengungen besser bewältigt als die reiche Bundesrepublik, das muß doch den Regierungen in Bund und Ländern die Schamesröte ins Gesicht schießen lassen. Bei uns streitet man noch darüber, ob die Eltern die Farbe auch bezahlen müssen, die sie an die Wände der Schulen streichen, in denen ihre Kinder lernen sollen. Und im Süden Amerikas, eingeklemmt zwischen Brasilien und Argentinien, haben alle Schulkinder einen Laptop. Na bravo.
Ach ja: Der Besuch der Schulen und Universitäten und sämtlicher Weiterbildungseinrichtungen in Uruguay ist kostenlos.
Die freie Rede
Kurt Kister kommentiert. In der Süddeutschen. Und zwar die freie Rede, die freie Rede im Bundestag. Es gebe zwar, so Kister, “noch einige scharfzüngige Redner im Bundestag, die mit Sprachbildern ebenso umgehen können, wie sie die Kunst des verbalen Angriffs beherrschen. Guido Westerwelle oder Gregor Gysi zählen zu ihnen.” Es dominierten aber “die Vorleser, die Babbler wie die neue FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger oder die Reden-halten-ist-auch-nichts-anderes-als-Wurstschneiden-Rhetoriker wie Angela Merkel.” Wobei eine gut abgelesene Rede mehr Zuhörer in den Bann nehmen könne, “als Franz Josef Jung oder der Wirtschaftsminister Dingsbums dies in freier Rede tun.” Dabei habe es 1999 einen denkwürdigen Antrag gegeben, “den ausgerechnet Dirk Niebel, der heutige FDP-Entwicklungshilfeminister, einbrachte (Niebel gilt nur unter Fallschirmjägern als Redetalent). Der Antrag zielte darauf ab, dass in der letzten Sitzungswoche des Bundestags nur frei gesprochen werden sollte.” Dieser Antrag ist seinerzeit abgelehnt worden. Der Paragraph 33 der Geschäftsordnung des Bundestags lautet: “Die Redner sprechen grundsätzlich in freiem Vortrag. Sie können hierbei Aufzeichnungen benutzen.”