Armin Maiwald hat zugeschlagen. Rhetorisch. In einem Interview der Frankfurter Rundschau. Armin Maiwald ist einer der Erfinder der Sendung mit der Maus, die seit 1971 ausgestrahlt wird. Mit seiner markanten Stimme kommentiert er die „Sachgeschichten“, in denen unterschiedliche Gegenstände und Vorgänge des Alltags kindgerecht erklärt werden. Armin Maiwald ist mehrfach für seine Produktionen presigekrönt worden und hat auf Vorschlag von Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz erhalten. Nach ihm ist eine Schule in Radvormwald benannt.
Vor Jahren noch gab es etwa im WDR eine lange Strecke für Kinderprogramm, die ist weg, alles abgebaut zugunsten von irgendwelchen Talkshows oder sonstigem Kram. Seit 20 Jahren herrschen nur noch Quotendruck und Kommerz. (…) Wenn ich es wäre (Programmdirektor des Fernsehens, W.H.), würde ich die Werbung komplett rausschmeißen aus dem Öffentlich-Rechtlichen. Und nachmittags, wenn die Kinder Zeit haben, so zwischen 17 und 19 Uhr, liefe gutes Kinderfernsehen. (…) Gutes Kinderfernsehen muss die Kinder ernst nehmen, sie mit ihren Themen beliefern, das können Geschichten sein, kleine, gute, große, lange, dicke, dünne Geschichten, vor allem gut gemachte Geschichten, die mit dem Alltag der Kinder zu tun haben. Und es muss informieren, es muss die Kinder neugierig machen und dazu anregen, hinauszugehen und sich die Welt genauer anzuschauen. (…) Der WDR hat früher große Spielfilme gemacht, zum Beispiel “Luzie, der Schrecken der Straße” oder “Pan Tau”. Wir hatten damals Serien wie “Der Spatz vom Wallrafplatz” oder “Schlager für Schlappohren mit dem mutigen Hasen Cäsar” oder dokumentarische Serien wie “Kein Tag wie jeder andere”, wo wir Kinder beim ersten Fallschirmabsprung oder bei ihrer ersten Bergtour mit Biwak begleitet haben. (…) Und es wurden laufend neue Formate entwickelt. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Heute werden Millionen für Sportrechte rausgeballert, aber im Kinderprogramm muss gespart werden. So kann es kein gutes Kinderfernsehen geben. (…) Man muss grundsätzlich feststellen, dass Deutschland kein sehr kinderfreundliches Land ist. Die Realität steht in krassem Gegensatz zu den Sonntagsreden, in denen es immer heißt: Die Kinder sind unsere Zukunft. Aber wenn es ans Eingemachte geht, wenn ein Spielplatz in Stand gehalten werden soll, dann ist kein Geld da. Sie nennen das Bildungsmisere, das ist richtig, aber es ist in vielen Bereichen so. Und es lässt sich eins zu eins aufs Fernsehen übertragen. (…) Und wenn das so weitergeht, fürchte ich, dass das Fernsehen die Kinder völlig verlieren wird an das Internet. Den Trend gibt es ja längst und das Fernsehen hat dem bislang wenig entgegenzusetzen. (…) Ja, die Öffentlich-Rechtlichen sind bescheuert. Wenn sie die Kinder so schlecht bedienen, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn sie sie später als Erwachsene verlieren. Wenn sie heute Erwachsene fragen, dann erinnern sich alle an “Augsburger Puppenkiste” oder “Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt” oder “Pan Tau” – das geht quer durch die Generationen. Das sind Kindheitserinnerungen an Dinge, die in der ARD zu Hause waren. Die Menschen sind damit aufgewachsen. Aber irgendwann wird das anders sein, weil es dann diese gemeinsamen Erinnerungen nicht mehr gibt.