Welthölzer haben mich in meiner billigfeuerzeuglosen Kindheit begleitet. Fünf Pfennige, glaube ich, kostete die kleine Schachtel den pyroman(n)baren Jungen.
Welthölzer. Das unverständliche Wort zierte das einfache Papp- und Holzschächtelchen. Oder manchmal: Haushaltsware – Sicherheitszündhölzer. Und zu lesen war: Deutsche Zündwaren Monopolgesellschaft. Nie wäre mir seinerzeit in den Sinn gekommen, daß Streichhölzer Deutschland einst aus einer wirtschaftlichen Misere halfen. Am 29. Januar 1930 erließ der Deutsche Reichstag das Zündwarenmonopolgesetz. Fortan durften Zündhölzer nur noch von der Zündwaren-Monopolgesellschaft vertrieben werden. Hinter der steckte der Schwede Ivar Kreuger, der zum Ausgleich dem durch die Wirtschaftskrise und Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg geschwächten Deutschland eine Anleihe von 500 Millionen Reichsmark, 125 Millionen Dollar, auflegte. Eine für die damalige Zeit enorme Summe. 53 Jahre lang zahlte Deutschland die Anleihe mit sechs Prozent verzinst zurück. Das Zündwarenmonopol wurde dann zum vorgesehenen Termin, dem 15. Januar 1983, aufgehoben. Die Preise sanken um ein Drittel. Heute gibt es neben Billigfeuerzeugen auch noch andere Streichhölzer als die faszinierend-unbegreifbaren Welthölzer.
Das ist wirklich eine nette Geschichte zu den bergischen “Strickspön” 🙂
@Martina
Es gibt eine Seite bei Wikipedia (Zündwarenmonopol), auf der die ganzen wunderbaren alten Schächtelchen abgebildet sind, auch solche, die noch vor meiner Streichholzzeit in Gebrauch waren.
Danke für Deine eigenen Erinnerungen.
Kein Kommentar, aber eine Erinnerung an frühe Kindheitstage:
Wir wohnten zur Miete in einem der wenigen vom Krieg nicht beschädigten Häuser an der hiesigen Hauptstrasse – erbaut irgendwann im 17.Jhdt. Im oberen Geschoss wohnte die Eigentümerin, ein Fräulein, bei der ich gelegentlich abgegeben wurde, wenn die Eltern was vorhatten. Und dieses Fräulein beschäftigte mich vorzugsweise Kämmen der Teppichfransen oder mit Putzarbeiten an ihren Messingsachen. Darunter war ein Zündholzschachtel-Halter, in dem unten 4 Döschen Platz hatten und der oben ein Tellerchen zur Ablage benutzter Streichhölzer hatte. Was war ich stolz, wenn ich alles blank gerieben hatte! Daran hat sich bis heute nichts geändert. Manchmal glaube ich wirklich an frühkindliche Prägung.
Fräulein T., und auf das “Fräulein” legte sie allergrössten Wert, rühmte es doch ihre lebenslange Tugendhaftigkeit, nahm leider immer die Streichhölzer heraus, ehe ich mich ans Werk machen durfte.
Wieder mal ein Beispiel wie mit dem weitgehenden Verschwinden einst üblicher Gebrauchsartikel auch die dazugehörigen Behältnisse in der Versenkung landen. Nicht mal mehr ein Foto von halbwegs vergleichbaren Stücken findet Google mir.
Ich fand auch immer schade, dass man diese Zündhölzer nicht mal eben lässig ‘irgendwo’ anzünden konnte, wie ich das in amerikanischen Filmen immer sah. Aber es waren halt solche mit dem Zusatz “Sicherheit”. Offenbar muss man dem Deutschen das Zündeln erschweren.
Übrigens: auf dem Tisch, an dem ich gerade arbeite, liegt noch eine dieser originalen blauen Schachteln der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft. Kürzlich durften wir einen Haushalt auflösen, und dort fand sich auch dieses Döschen.
Danke für das Freilegen der Erinnerungen.