Mut zur Wahrheit

“Mut zur Wahrheit”. So der Titel eines Buches von Utz Claassen. Untertitel: “Wie wir Deutschland sanieren können.” “Wir leben als Gesellschaft schon seit langem über unsere Verhältnisse”, heißt es im Klappentext. “Jeder Euro für vermeidbare Transferleistungen fehlt für Investitionen in die Zukunft. Auf Dauer produziert man damit mehr Ungleichheit, nicht weniger. Der ganze Umverteilungsapparat verschlingt Unmengen an Geld. Im Grunde genommen sollten sehr wohl Versorgungsbedürftige, nicht jedoch alle Versorgungsfähigen vom Staat Geld bekommen. Dann könnten wir mehr für Forschung, Ausbildung und Entwicklung ausgeben”, sagt er erläuternd in einem Interview und prophezeit: “Wir werden unseren Lebensstandard so kaum halten: mit den höchsten Löhnen, den kürzesten Arbeitszeiten, den längsten Ferien und einer der niedrigsten Geburtenraten.” [Der Tagesspiegel vom 21.03.2007] Utz Claassen ist Experte, für vieles, eigentlich für alles. Vor allem aber Experte fürs eigene Wohlergehen. Nach seiner Karriere beim Energieversorger EnBW – dort hat er ein Millionensalär bezogen und eine Millionenabfindung – heuerte er im Januar  bei Solar Millenium an. Für: 40 Tage Urlaub pro Jahr, 100 000 Euro Salär pro Monat, zwölf Monate Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – und eine Antrittsprämie in Höhe von neun Millionen Euro. 40 Tage Urlaub, zwölf Monate Lohnfortzahlung – Angestellte mit solchen Forderungen hätte Claassen wohl sofort die Tür gewiesen. Nach nur 74 Tagen aber hat Claassen seinen Job geschmissen. Die Antrittsprämie aber will er behalten. Der Dauergast in den TV-Talkrunden predigt ständig öffentlich Wasser und trinkt heimlich besten Wein. Utz Claassen kann bestenfalls als Experte für die eigenen Arbeitsverträge gelten, für Fragen des öffentlichen Wohlergehens, des Gemeinwohls, sozialer Gerechtigkeit, Moral und Arbeitsethik ist und bleibt er disqualifiziert. Die Utz Claassens sind es, die unsere Gesellschaft vergiften.

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