Tag: 22. März 2012

Es ist nichts mehr da

Wie war das noch neulich? Meike Schlecker, die Tochter des Gründers des Schleckerimperiums, Anton Schlecker, behauptete vor den Fernsehkameras der Republik: “Es ist nichts mehr da.” Die Rede war vom Familenvermögen. Da hatten viele von uns doch fast schon wieder Mitleid mit den Schleckerkindern. Nichts mehr da. Das gilt auf jeden Fall für die elftausend Mitarbeiterinnen des Unternehmens, die vor der Entlassung stehen. In diesen Familien ist nichts mehr da, mit dem man einkaufen gehen könnte, Einkommen nämlich, Lohn, Gehalt, Geld. Und die meisten von ihnen werden zudem kaum mehr einen neuen Job finden. Die Familie Schlecker hingegen wird, wie die Süddeutsche Online heute schrieb, “auch in Zukunft etwa 70 000 Euro zum Leben haben.”  Im Monat! Eine kurze überschlägige Rechnung läßt mich zu dem Ergebnis kommen, daß von diesem Betrag die Familie Anton Schlecker und die Familien der beiden Nachfahren durchaus werden ganz gut leben können. Es scheint mir nicht einmal sicher, ob es diesem kleinen Personenkreis gelingen wird, jeden Monat die vollen siebzigtausend Euro auszugeben. Nur zur Erinnerung: Die feine Familie Schlecker blieb einundsiebzig Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen schuldig. Beträge, die sie den Arbeitnehmern aus der Tasche bzw. dem Portemonnaie genommen hat. Es ist nichts mehr da! Ein feines Motto einer dreisten Familie. Und wir, die Steuerzahler springen ein. Bund und Land verhandeln derzeit über eine Kreditbeteiligung. Mal wieder: Verluste werden sozialisiert. Und wenn die Familien Schlecker etwas vorsichtig sein werden beim Kauf von Yachten und  Nobelkarrossen, dürften sie die Sozialämter der Republik kaum von innen sehen. Markt. Marktwirtschaft. Muaaaha.

Spinner will FC führen

Genauso ist heute eine kurze Meldung im Sportteil des Wermelskirchener Generalanzeigers überschrieben: Spinner will FC führen. Gemeint ist der 1. FC Köln, die Diva vom Rhein. Angemessen und eigentlich die einzige Möglichkeit, denkt man sich beim überfliegenden Lesen der wenigen Zeilen. Und dennoch falsch. Werner Spinner, ehemals in der Führungsetage des Leverkusener Bayerkonzerns tätig, ist der Spinner, der sich den derzeit auf einigen Ebenen führungslosen, auf fast allen Ebenen kopflosen Verein antun will. Viel Vergnügen.

Ein saublödes Gefühl

Warum beschleicht mich eigentlich mitunter so ein eigenartiges, so ein saublödes Gefühl, daß Morde und terroristische Anschläge jemandem oder einem politischen Lager nützlich sein könnten? Jedenfalls, wenn man sie auf bestimmten Konten verbuchen kann. Auf das des islamistischen Terrors etwa oder das (vermeintlich) linker, linksradikaler Gruppen. Oder ist das nur eine gestörte Wahrnehmung, nein, weniger: Ahnung, Furcht, daß die aktuelle Mordserie in Frankreich in diesen Hochwahlkampfzeiten eine Funktion bekommen kann, wird? Einem bestimmten Lager helfen kann, dem des Präsidenten, der seine ganze Staatsführungskunst ausbreiten, das Land, die Menschen angesichts der scheußlichen Verbrechen hinter sich scharen kann, das Parteiengezänk vorübergehend aufhebt, nationale Einigkeit einfordern darf. Und mithin die Fehler der Vergangenheit vergessen machen kann, vorübergehend jedenfalls. Vermutlich ist es nur Furcht, böse Ahnung, gestörte Wahrnehmung. Also weg mit dem Gedanken.