Kreise, Spiralen, Farbfontänen

Sechzehnter April 1943: Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann untersucht in einem Selbstversuch die Wirkung von LSD, Lysergsäurediäthylamid. Auszüge aus seinem Protokoll (Wikipedia): „16:20 Einnahme der Substanz – 17:00 Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz. – Mit Velo nach Hause. Von 18 – ca. 20 Uhr schwerste Krise, siehe Spezialbericht: – Die letzten Worte konnte ich nur mit grosser Mühe niederschreiben. […] die Veränderungen und Empfindungen waren von der gleichen Art [wie gestern], nur viel tiefgreifender. Ich konnte nur noch mit grösster Anstrengung verständlich sprechen, und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch informiert war, mich nach Hause zu begleiten. Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad […] nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. [Zu Hause angelangt] wurden Schwindel und Ohnmachtsgefühl zeitweise so stark, dass ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen musste. Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. […] die vertrauten Gegenstände nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarsfrau […] war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze. etc. etc.“ Später beim Ausklang des Rausches: „Jetzt begann ich allmählich, das unerhörte Farben- und Formenspiel zu geniessen, das hinter meinen geschlossenen Augen andauerte. Kaleidoskopartig sich verändernd drangen bunte phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schliessend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluss. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrenden Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte ein in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild.” Tja. Fast siebzig Jahre ist das her.  Zwei bis drei Generationen haben seither ähnliche Erfahrungen mit dem Mutterkornderivat gemacht, das man auch als “Heiliges Feuer” bezeichnete. Übrigens: Seither heißt man diesen Tag auch “Bicycle-Day”.

4 Kommentare

  1. Alf hat mal gesagt: “Es ist selten zu früh und nie zu spät!” – dann explodierte die Mikrowelle… 🙂
    Aber das mit den zwei bis drei Generationen – ist das wirklich so? Ist das nicht alles viel zu anstrengend und dauert zu lange?

  2. EDV-Schrauber

    Wikipedia ist in diesem Fall keine Primärquelle, der 19. stammt von meinem Organik-Prof an der Uni Bonn – der kannte Hofmann persönlich…

    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Aber: Wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen…

    😛

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

  3. Naja, das sagt Wikipedia. Die Deutsche Welle hingegen datiert das alles auf den Sechzehnten. Sei’s drum. Und: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nicht den, der drei Tage zu früh kommt.

  4. EDV-Schrauber

    “Bicycle-Day” ist aber der 19.4.

    Dass Männer schon mal zu früh kommen, habe ich ja schon gelesen, aber drei Tage?

    🙂

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

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