Tag: 4. September 2012

Verkümmert

Ei, potztausend! Da hat er wieder einmal kräftig zugeschlagen, der Verein Deutsche Sprache (VDS) und sein Geschäftsführer, Holger Klatte. Siebentausendvierhundert Anglizismen beklagt der wackere Streiter. Seit Zweitausendeins habe sich die Zahl der Entlehnungen aus dem Englischen verdoppelt. Klatte folgert: “Der deutsche Wortschatz verkümmert. Das Deutsche ist eine alte, lang beständige und gut ausgebaute Kultursprache, in der wir alles ausdrücken können. Das sollten wir nicht so einfach aufgeben.” So nachzulesen in der Westdeutschen Zeitung von heute. Jou. Si. Oui. Yes. Claro. Weg mit dem undeutschen Wort Wolkenkratzer, einer Lehnübertragung aus dem Englischen. Her mit dem urdeutschen Gesichtserker, damit wir das undeutsche Nase, aus dem Lateinischen entlehnt, für immer vergessen. Der Notebook wird zum Klapprechner. Aus online wird wieder angeschlossen. Fürs Internet schreiben wir vielleicht Hochgeschwindigkeitsnetz. Und die Orange wird wieder zur Pomeranze. Der Tischtanz bezeichnet dann den Table Dance, die Band wird wieder zur Combo und der Clan zur buckeligen Verwandtschaft. Schade eigentlich, daß der Verein Deutsche Sprache Anglizismen beklagt, die, sieht man von einzelnen Blödheiten ab, heutzutage durchaus gängig sind und massenhaft verstanden werden, nicht aber das lautlose Verschwinden schöner alter deutscher Worte und etwas für deren Erhalt tut. Etwa die Acht, im Sinne von Aufmerksamkeit, Anteil oder, noch schöner, Augenmerk. Oder Demut für Bescheidenheit, Hingabe. Oder Feuereifer. Oder Balg, Range, Blag. Oder Walz. Schar. Meute. Oder, oder, oder …