Wer eine Demokratie schaffen will, muss zuerst die Bürgersteige verbreitern. Das hat der Priester und Philosoph Emmanuel Joseph Sieyès gesagt, einer der Vordenker der Französischen Revolution. Die Bürgersteige verbreitern? Wozu? Damit Plätze geschaffen werden, auf denen Menschen sich treffen, sich kennenlernen, sich austauschen, sich über gemeinsame Ziele verständigen. Plätze, auf denen sie erkennen, dass sie viele sind. Heute trifft sich auf unseren Bürgersteigen, auf unseren Straßen und unseren Fahrradwegen kaum noch jemand. Und wenn, dann unter die Gürtellinie. Wir drängeln uns aneinander vorbei, sind genervt von den anderen, pöbeln uns an, im besten Fall ignorieren wir uns. Wir sind Einzel-Gänger und Einzel-Fahrer. Und wer das beklagt, gilt als Spinner oder Querulant. (aus: Jörg Schindler, Rüpel-Republik. Warum sind wir so unsozial?, Ebookausgabe, deshalb keine Seitenzahl.)