Das zweite Spiel der WM ist erst eine halbe Stunde alt. Und schon gibt es wieder Anlaß genug, miserabelste Schiedsrichterleistungen zu beklagen.
Tag: 13. Juni 2014
Frank Schirrmacher
Bürgerlich war ihm ein wichtiges Wort – vielleicht das wichtigste. Frank Schirrmacher sagte uns während eines Gesprächs in seinem Büro bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das Bürgerliche sei eine Haltung, die Respekt allen gegenüber bekundet und die allen eine Teilhabe ermöglicht. Eine, die allen zuhört, die Impulse aufgreift, die sich nicht verschließt: Schirrmacher hat mit dieser Tugend sehr viel bewegt. Er wollte ein Bürger sein und wünschte, dass diese Bürgerlichkeit sich nicht mehr reimt auf Wörter wie knöchern, spießig, verstaubt, abwehrend oder soldatisch. „Wer einen Bürgerlichen sieht, muss wollen, dass es immer mehr gibt, die den Aufstieg schaffen – dass es also immer mehr Bürger gibt.“ Schöner, härter hätte es ein Sozialdemokrat auch nicht formulieren können: Das Bürgerliche als Zivilisationsform des Anstands und der politischen Einmischung obendrein. (…) Frank Schirrmacher war der aufmerksamste Geist. Sprach man mit ihm, per SMS, Tweet oder Mail, wünschte man, ein wenig neidisch: Ach, wären doch klassische Linke ein wenig eher wie er. Ein Unruhiger, ein Freibeuter, ein Intellektueller in einem Sinne, wie er kursorisch-gründlicher nicht zu denken ist. Er schien, als würde er alles, was ihm in den Blick gerät, aufsaugen. Ein Leben im Zustand der Dauerwachheit, der Disziplin, der Neugier. Er sagte, ein Leben ohne intellektuelle Auseinandersetzung sei ihm ein tristes, er stürbe lieber, als dass er keinen Disput im Kopf trage. (…) Ein Journalist, der Nachrichten schätzte, aber lieber, mit ihnen im Kopf, Witterung aufzunehmen suchte mit dem, was die kommenden Gefahren oder Möglichkeiten sind: Ein Liberaler im besten Sinne, aber kein Linker. Und ein Europäer, der Nationalistisches verachtete.
Nicht nur die Tageszeitung trauert.
Isis
Die feine Kunst des Staatenlenkens, die hohe Schule der Durchsetzung demokratischer Verhältnisse in einem fremdem Land, wer beherrschte dies besser als die jeweilige us-amerikanische Regierung. George Walker Bush hat mit den Verbündeten, auch aus dem neuen Europa, den Diktator Hussein im Irak ab-, den lupenreinen Demokraten Maliki als Staatenlenker eingesetzt und schon gab es neue Verhältnisse. Wohl wahr. Isis ist jetzt da. Und nähert sich Bagdad. Sunnitische Dschihadisten. Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien. Isis halt. Isis ist, nebst anderem, in der ägyptischen Mythologie auch die Göttin des Todes. Und der Nachfolger des einstigen sensiblen Staatenlenkers in Washington, Obama, erkennt ein Problem und – bietet Hilfe an. Darauf hat die Welt aber auch wirklich gewartet.