Fast jeder kennt das. Die meisten jedenfalls. Dem leeren Kopf entspricht das leere weiße Blatt, das vor einem liegt. Das leere weiße Blatt ist eine bildliche Entlehnung aus alten vergangenen Zeiten, sozusagen aus der Tintenzeit des Schreibens, der Farbbandzeit. Fast jedem Zustand, fast jedem Umstand wird ein mitunter schrullig bis geheimnisvoll klingendes Fremdwort zugedacht, das interessant macht, aufwertet, adelt, was aus der mit dem deutschen Nomen verbundenen Trivialität herausführt. So kann sich die schlichte Schreibhemmung hinter der phänomenal klingenden Prokrastination verstecken. Ich prokrastiniere. Ich schaffe es nicht, immer wieder nicht, das leere weiße Blatt zu füllen. Sinnvoll zu füllen. Erledigungsblockade heißt man das. Bummelei. Was ist das gegen die hochtrabende Prokrastination? Ich sitze, bildlich gesprochen, inmitten zerknüllter weißer Blätter mit Anfängen, Bruchstücken, Textfragmenten, allesamt verworfen, allesamt für schlecht empfunden, allesamt mißraten. Schreibhemmung. Nein: Prokrastination.