Gestern Abend. Bürgerversammlung in der Kirche in Dhünn. Das Thema, natürlich: die Flüchtlinge. In Dhünn wird die Mehrzweckhalle als Erstaufnahmeeinrichtung fungieren müssen. Der Bürgermeister, Rainer Bleek, seine Verwaltungsspitze, Jugend- und Sozialamt, das Deutsche Rote Kreuz, sie alle informieren umfassend über die nahe Zukunft, soweit sie triftig zu beschreiben ist, und beantworten sämtliche Fragen der zahlreich erschienenen Bürger. Eine gelungene Veranstaltung, spürbar getragen vom Bürgersinn, den Ankömmlingen, die der Not und Bedrohung entflohen sind, zu helfen, sie willkommen zu heißen, sie zu betreuen, ihr materielles Elend zu lindern, ihnen in ihrer psychischen Not beizustehen. Alle Parteien waren vertreten. Und gottlob ist keine Partei als Partei aufgetreten. Einzig die nationalchauvinistische AfD unternahm den schäbigen Versuch, aus der Bürgerversammlung ein dünnes rechtspopulistisches Süppchen zu kochen. Sie verteilte Flyer mit dem Hinweis auf eine eigene Veranstaltung. Da die AfD kommunalpolitisch aber dünn besohlt ist, um es milde und harmlos zu formulieren, verwandelt sie die lokale Herausforderung durch die neuen Nachbarn in eine Regierungskrise. Sie habe, so die AfD in ihrem Pamphlet, Bedenken, “daß Frau Merkel ‘es’ nicht schaffen” werde. Nun, Frau Merkel wird es auch nicht schaffen. Denn sie hat mit den Flüchtlingen, die demnächst in der Dhünner Mehrzweckhalle vorübergehend untergebracht werden, auch nicht das Geringste zu tun. Die AfD ist Trittbrett- und Geisterfahrer zugleich. Sie hängt sich an eine städtische Informationsveranstaltung, weil sie ansonsten zu mickrig ist, mit eigenen Mitteln auf sich aufmerksam zu machen. Und sie betätigt sich als Geisterfahrer, um gegen den Bürgersinn, gegen die Anstrengungen der Zivilgesellschaft, gegen die vielen ehrenamtlichen Unterstützer und hauptamtlichen Helfer miese Stimmung zu machen und absonderliche Thesen zu verbreiten. Alternative? Weder für Deutschland, noch für Wermelskirchen.
Postscriptum: Vor ein paar Minuten erreicht mich ein Kommentar zu diesem Beitrag. Von Manfred Schawohl. Beisitzer im Kreisvorstand der AfD. Jener Mensch, der Flüchtlinge öffentlich als “Invasoren” bezeichnet hat, jener Mann, der sich nicht entblödet, die Regierungspolitik mit Adjektiven wie “kriminell” zu schmücken oder “durchgeknallt”, der die Bundeskanzlerin eine “Verrückte” nennt, eine Diktatorin. Dieser Mann beklagt meine Wortwahl. Und ich solle argumentativ vorgehen, damit man mich nicht als “Hetzer” bezeichnen müsse. Sagt der Hetzer. Ich erspare mir und meinen Lesern jeden Kommentar von einem Menschen, der sich für den Dialog anständiger Bürger disqualifiziert hat, für das Gespräch mit Menschen, die Empathie empfinden für Bedrängte und Notleidende, für den Dialog mit jenen, die aus christlicher Nächstenliebe Hilfe leisten und anderen beistehen. Manfred Schawohl soll seine Hetzreden unter dem Schutz von Henning Rehse in Facebook verbreiten. In diesem kleinen Blog hier wird er seine Stimme nicht erheben können. Ich danke für das Verständnis der Leser.
Ihr Blog, ihre Regeln. Kann ich also gut nachvollziehen. Leider nutze ich kein Facebook.
Ich kann aber nur hoffen, dass diese Bande genügend verbalen Gegenwind abbekommt, bevor man zu drastischeren Mitteln greifen muss (und wird!). Wenn ich ihren Beitrag oben lese, bin ich sehr froh, dass ich bei der Versammlung in Dhünn nicht anwesend war. Mir wär auch da sicher das eine oder andere Wort “rausgerutscht”.
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Herr Schawohl hat eine ausreichend große Plattform bei Facebook in der Gruppe von Henning Rehse. Er braucht diesen kleinen Blog gewiß nicht. Ich rede im übrigen mit Mitgliedern der AfD. Schon seit längerem. Auch, wenn dies dazu führt zu erkennen, daß die politische und kommunalpolitische Fundierung doch zu wünschen übrig läßt. Sei’s drum. Aber jemandem, der gegen Flüchtlinge hetzt, der krudestes Verschwörungszeugs formuliert, dem werde ich hier nicht ein neues Forum eröffnen. Und, lieber Schrauber, selbst wenn die AfD-Menschen hier am Ort eher, nun sagen wir: politisch wenig ausgefuchst sind, sollte man nicht übersehen, daß die Funktion der AfD in großem Maßstab ist, einen Link zu bilden zwischen gewaltbereiten Rechtsextremisten und bürgerlicher Mitte. Insofern ist es mit verbal auseinander nehmen nicht getan. Es geht nicht um die paar Aktivisten.
Zum Postscriptum: Schade. ich hätte den Sermon des Herren gerne gelesen. Ich glaube, dass wir aus dieser gesamten Nazi-/Rechtsgeschichte nur rauskommen, wenn wir mit den Leuten reden, egal welchen total verquasten Blödsinn die auch immer schreiben.
Ich nehme die Leute lieber verbal auseinander, als durch ignorieren. Das ist nämlich keine Lösung!
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-