Tag: 30. Dezember 2016

“Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird!”

Es ist kaum auszuhalten, wie hemmungslos die Sprache geworden ist und wie mehrheitsfähig Islamophobie. Und Antisemitismus. Wie die Demokratie verhöhnt wird und als ‚Lügenpresse’ bespuckt und ausgepfiffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird! Deshalb müssen wir reden – gemeinsam über uns! Denn Demokratie ist Diskurs, ist Freiheit, ist Prozess, ist Zweifel, ist Mitbestimmung und Solidarität. Fertig und verschlossen sind nur Diktaturen. (…) Abgrenzung und Rassismus sind keine Alternativen – weder für Deutschland noch für irgendein anderes Land. Wer Kulturen oder Religionen dämonisiert und Sündenbocktheorien propagiert – verlässt die Freiheit des Geistes und die der Humanität. (…) Wir müssen der Hetze laut widersprechen um unser selbst willen. Es gibt keine friedliche Alternative zu offenen Grenzen und der Freiheit der Kulturen. Die – die das Gegenteil behaupten – sind keine Alternative.

Renan Demirkan, Checkpoint Demokratie: Der Aufruf, den mittlerweile viele Menschen unterschrieben haben, von Michael Friedmann oder Jochen Busse über Friedrich Schorlemmer und Prof. Dr. Eberhard Geisler bis hin zu Hasnain Kazim oder Neven Subotic

Rohe Bürgerlichkeit

Selbst in gebildeten und gut situierten Kreisen macht sich eine rohe Bürgerlichkeit mit einem Jargon der Verachtung gegen Schwächere breit. Es wird abwertend und diskriminierend geredet im Sinne einer Ungleichwertigkeit von Zuwanderern, Muslimen, Homosexuellen, Obdachlosen und andere Minderheiten. Vor allem bei Menschen über 60 ist die Abwertung schwacher Gruppen stark ausgeprägt. Ein erheblicher Teil der älteren Bevölkerung fühlt sich von der Geschwindigkeit der Veränderungsprozesse überfordert. Hinzu kommt: Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten erfreuliche Freiheiten für unterschiedliche Lebensweisen entwickelt. Manche Teile der Bevölkerung sehen dies als Bedrohung ihrer Normalität oder gar der „deutschen Identität”.

Wilhelm Heitmeyer, Professor für Sozialisation an der Universität Bielefeld und Konfliktforscher, in einem Interview mit der Neuen WestfälischenBielefelder Forscher: „Rechtspopulismus erledigt sich nicht von selbst“, fünfter Dezember Zweitausendundsechzehn