Tollhaus

Die „Baracke“, so der nichts beschönigende Name für das SPD-Hauptquartier zu Bonner Zeiten, mutiert derzeit zum Tollhaus. Tollhaus. Bei Wikipedia erfährt man, daß Tollhaus ein spezialisiertes Krankenhaus zur Behandlung psychischer Störungen sei. Von Persönlichkeitsstörungen, Psychosen oder Störungen des Sozialverhaltens. All dies und mehr könne in einem Tollhaus behandelt werden. Der Volksmund verwendet meist das Nomen „Irrenhaus“. Ein Haus, in dem es drunter und drüber geht, in dem der eine nicht weiß, was der andere macht, denkt, beabsichtigt oder mag, ein Haus, in dem jeder jederzeit alles sagen kann und sei es auch das Gegenteil vom dem, was eben noch galt, ein Haus, dessen Insassen mit denen außerhalb des Hauses kaum mehr eine gemeinsame Erfahrung teilen und schon gar keine gemeinsame Sprache pflegen. Ein Tollhaus eben. Martin will Minister werden, obwohl er das zunächst kategorisch ausschloß. Sigmar will Minister bleiben, obwohl er öffentlich immer wieder die Floskel bemüht hat, in der Demokratie würden Ämter nur auf Zeit vergeben. Die Seeheimer zerren an allen Strippen, die man nur greifen kann. Ein Tollhaus. In einer Partei versammeln sich Menschen, um gemeinsame oder gleichgerichtete Interessen durchzusetzen, um das Land, das Gemeinwesen zu gestalten. Und die Verantwortlichen kommunizieren dies öffentlich auf eine Weise, daß möglichst viele Menschen diese Ideen teilen und politisch aktiv werden. Politik ist, so gesehen, Kommunikationskompetenz. Und diese Fähigkeit ist der gegenwärtigen Führung der SPD, quer durch alle Lager und Gruppen, offenbar vollständig und seit längerem schon abhanden gekommen. Ein Desaster. Im Tollhaus.

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