Der Vorwurf der “politischen Korrektheit” ist nur noch ein menschenverachtender Code, der jene “ab ins Körbchen” kommandieren will, die es wagen, die Würde tatsächlich aller Menschen für unantastbar und die Grundrechte wirklich aller für unveräußerlich zu halten.Das Fatale ist nicht allein, dass dies genau der politischen Absicht der rechtsextremen Bewegungen und ihrer politischen Marionetten entspricht. Der Trigger-Begriff des “politisch Korrekten” (ähnlich wie der der “Umvolkung” oder des “Genderwahns”) war immer schon Kern jenes Product-Placements, das das eigene antidemokratische, völkisch-autoritäre Dogma unbemerkt ins Herz der Gesellschaft transportieren wollte. Da ist es nun angekommen. Alice Weidel und Björn Höcke können sich gelassen zurücklehnen, weil der rhetorisch-affektive Kitt zwischen den rechtsradikalen Fanatikern und der bürgerlichen Mitte jetzt auch ohne ihr Zutun wirkt.
Carolin Emcke, Worte, die vergiften, in: Süddeutsche Zeitung vom sechsundzwanzigsten Oktober Zweitausendundneunzehn