Der Dynamisierungsliberalismus ist in den vergangenen Jahren in eine grundsätzliche Krise geraten. Jetzt stehen wieder Regulierungsprozesse an im Hinblick auf soziale Ungleichheit und Infrastruktur, aber auch kulturell in Fragen des Gemeinwohls. Der Populismus bedient diese Regulierungsbedürfnisse in mancher Hinsicht sehr geschickt, aber eben in Form der antiliberalen Schließung, mit einer protektionistischen Wirtschaft à la Trump und einer homogenen Nationalkultur. Wenn der Liberalismus sich dagegen behaupten will, muss er selbst regulativer werden, eine Art einbettender Liberalismus, der die Dynamisierungsgewinne der Globalisierung und der kulturellen Heterogenität bewahrt, aber neu reguliert.
Andreas Reckwitz, „Auf nichts verzichten“, Interview mit Ulrike Baureithel, in: Der Freitag, Ausgabe Einundfünfzig in Zweitausendundneunzehn