Tag: 30. Juni 2021

Vier Sätze gegen Schelte

Irgendwie geht mir die vielerorts zu lesende Löw-Schelte auf den Senkel. Erstens: Man kann ein Achtelfinale bei einer Europameisterschaft gegen einen gleichwertigen oder besseren Gegner, der zudem Heimrecht hatte, verlieren und mithin aus dem Turnier ausscheiden. Mit oder vor uns bereits die Segel streichen mußten auch Frankreich, amtierender Weltmeister, Portugal, amtierender Europameister, Niederlande, gefühlter Welt- und Europameister seit Jahrzehnten, Rußland, Polen, Wales, Österreich, allesamt gute Mannschaften. Zweitens: Haben die Kritiker vergessen, wie der deutsche Rumpelfußball vor der Ära Klinsmann/Löw anzusehen war? Rumpelfußball war die durchgängige Medienbezeichnung für das, was deutsche Mannschaften auf grünem Rasen anrichteten. Gleich unter welchem Trainer nach Beckenbauer, Vogts, Ribbeck oder Völler. Drittens: Noch niemals zuvor sind derart viele junge und Nachwuchsfußballer zum Kreis der Nationalmannschaft gestoßen wie unter Bundestrainer Löw. Und niemals zuvor ist derart viel dafür getan worden, daß sich Deutschlands Fußball nicht nur durch Kampfkraft, Einsatz und große Lungen, sondern auch durch Spieleleganz und taktische Variabilität auszeichnet. Viertens: Wieviele Weltmeistertrainer hat es denn in Deutschland schon gegeben? Löw ist einer von nur Vieren. Neben Herberger, Schön und Beckenbauer. So furchtbar schlecht kann er mithin nicht gewesen sein. Sieht man einmal von den mehr als achtzig Millionen potentiellen Bundestrainern ab, die alles besser machen als Löw, Bierhoff, Spahn, Merkel, Drosten oder Lauterbach.