Das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft Neunzehnhundertsechsundsechzig habe ich als Fünfzehnjähriger in Konstanz erlebt, in einem Urlaub am Bodensee, in den ich mit einem Freund aus Schule und Schwimmverein, Dieter, ohne Ziel losgetrampt war und heimlich, ohne es je zu sagen, Schweden anvisiert hatte. Aber das ist eine andere Geschichte. Das Endspiel war am dreißigsten Juli. In einer vollen Kneipe. Und stinksauer ob drittem Treffer und Albions Sieg haben wir das Etablissement verlassen. Gewiß auch niederlagentrunken, wobei ich das nicht mehr wirklich gut vor Augen habe. Seither sind Zwanzigtausendundsiebzig Tage vergangen. Oder vierundfünfzig Jahre, elf Monate, elf Tage, ohne den heutigen. So lange hat England in keinem Endspiel eines bedeutenden Fußballturniers gestanden. Eine Lange Zeit. Ich bin heute siebzig. Ich werde das Spiel zu Hause ansehen, nicht in einer Kneipe, wie weiland als pubertierender Knabe. Vielleicht machen die Italiener ja heute gut, was die englischen Fußballer um Hurst, Banks und die Charlton-Brüder seinerzeit in mir angerichtet hatten. Hurst vor allem, der nicht nur das irreguläre Tor erzielt hatte, das Dritte, das Berühmte, sondern auch noch zwei andere. Damit wäre dann auch der illegitime Elfmeter gesühnt, der die tapferen Dänen benachteiligt und den englischen Kickern erst die Teilnahme am Endspiel verschafft hat.