Monat: Januar 2024

Ein Fundstück

Nur gefunden. Ich weiß nichts. Nicht den Namen der Künstlerin. Nicht den des Stücks. Nicht den des Instruments. Nicht den des Orts. Nichts. Aber ich finde es gut.

Nachtrag: Ludmilla Pfefferminz hat mir auf die Sprünge geholfen.
“Farah Fersi ist eine tunesische Künstlerin, Musikerin und Komponistin, die für ihre Virtuosität auf dem Kanun, einem traditionellen Saiteninstrument aus dem Nahen Osten, bekannt ist. Ihre musikalische Reise begann am Konservatorium, wo sie eine tiefe Leidenschaft für den Kanun entwickelte. Farah lässt sich von der reichen kulturellen Vielfalt ihrer Umgebung inspirieren und verbindet auf kreative Weise arabische Weltmusik mit diesem traditionellen Instrument.”

Vertrauen in die Wahrheit

Michel de Montaigne schrieb – lange vor der parlamentarischen Demokratie – dass unser Austausch und unsere Wahrheitsfindung auf dem Vertrauen in die Wahrheit der Aussagen des anderen beruhen. Die Lüge, folgerte er, verrät die gegenseitige Verständigung und somit das Wichtigste, das wir Menschen haben. Eine Republik beruht auf dem Austausch von Argumenten im öffentlichen Diskurs. Darum hat eine Partei, deren Programm eine Lüge ist, dort nichts verloren.

Nils Minkmar, Der Siebte Tag. Aufgewacht

Gesprächskultur

Ich bin nun nicht gerade als Fanboy von Christian Lindner bekannt. Gleichwohl muß ich eine Lanze für ihn brechen. Wenn die Redaktion einer Fernsehsendung den Bundesfinanzminister in eine Gesprächssendung einlädt, dann darf die Moderatorin dieser Sendung dem Minister nicht ständig ins Wort fallen. Harte Fragen stellen: kein Problem. Kritisch nachfragen: kein Problem. Aber unablässig unterbrechen, ständig dazwischen quatschen, womöglich, weil der Minister nicht, noch nicht gesagt hat, was die Moderatorin sich auf ihrem Spiekzettel vorgemerkt hat. Man muß nicht einverstanden sein mit dem, was der Finanzminister Lindner so von sich gibt. Aber wenn man ihn zum Gespräch lädt, muß man mit dem leben, was er von sich gibt. In privater Runde wäre der oder die, der sich so benimmt wie Frau Illner, aus dem Freundeskreis schon lange ausgeschlossen.

Kuß

Eine bestimmte dieser Berührungen, die der beiderseitigen Lippenschleimhaut, hat ferner als Kuß bei vielen Völkern (die höchstzivilisierten darunter) einen hohen sexuellen Wert erhalten, obwohl die dabei in Betracht kommenden Körperteile nicht dem Geschlechtsapparat angehören, sondern den Eingang zum Verdauungskanal bilden.

Sigmund Freud, zitiert nach: Hektor Haarkötter, Küssen. Eine berührende Kommunikationsart (E-Book S.20)

“Für eine Stimme bei der AfD gibt es keine Entschuldigung”

Darum wird ein erfolgreicher Kampf gegen die radikale Rechte sich nicht allein in der kleinteiligen Verbesserung des Alltags der ländlichen Bevölkerung erschöpfen können, auch wenn man das nicht lassen soll. Und es wird nicht das geringste bringen, Menschen mit internationaler Geschichte oder solche, die vor Krieg und Armut fliehen, noch mehr zu schikanieren als ohnehin schon. Man darf es auch getrost unterlassen, die Protagonistinnen und Protagonisten ins Fernsehen einzuladen, solange einen kein Gericht dazu verurteilt. Sie sind am Chaos interessiert, nicht an Lösungen oder Kompromissen. Sie lügen nach Herzenslust und verbergen ihre Absichten. In all den abertausend Talkrunden und den vielen Versuchen, mit Rechten zu reden, wurde die Dimension ihrer Deportationspläne nicht zutage gefördert. Leute wie Götz Kubitschek, Martin Sellner und Renaud Camus sind klassische Schreibtischtäter. Die berühmten PolitikerInnen von AfD, RN und Co sind ihre objektiven Verbündeten. Es gilt, sie auf Abstand zu halten, wo immer es geht. Das ist auch die Botschaft an Wählerinnen und Wähler: Für eine Stimme bei der AfD gibt es keine Entschuldigung. Man überträgt damit Macht an eine politische Kraft, die diese Republik beenden wird. Das ist ein folgenreicher Akt, für den mündige Erwachsene volle Verantwortung tragen. Denn wohin die Gedanken, Pläne und Verbrechen der Rechtsradikalen führen, ist bekannt. Einmal war schon zu viel. 

Nils Minkmar, Dry January, in: Der Siebte Tag

Die Jungs

Allsamstaglich vor allem taucht im Fernsehen diese Bezeichnung auf, „die Jungs“, die annehmen läßt, daß Jungs gemeint sind, kleinere und größere, im Kindergartenalter oder doch schon Schüler. Weit gefehlt. Erwachsene Männer sind gemeint, Fußballer, Berufsfußballer, reich und jung, aber gewiß keine Jungs. Bei den Trainern dieser professionellen Mannschaften hat sich dieser Sprachgebrauch durchgesetzt: die Jungs. Mir geht das gegen den Strich. Die Jungs ist ein Euphemismus. Eine Beschönigung. Mit „Die Jungs“ werden subkutan die „Elf Freunde“ mitgeliefert, die eine Fußballmannschaft einst ausmachten. Weit vor den Zeiten der kompletten Durchökonomisierung des Sports, des Fußballs zuvörderst. Diese heile „Elf-Freunde“-Welt, die Mannschaft, die gemeinsam durch dick und dünn geht, zusammenhält und zusammen bleibt, perdu, verloren, auf immer. Diese Männer gehen ihrem Beruf nach. Nicht weniger und nicht mehr. Da bleibt kein Platz für Verklärungen. Kein Chef nennt seine Mitarbeiter in der Werkstatt oder im Büro, im Lager oder auf der Baustelle „die Jungs“. Gut so.

In Grund und Boden schämen

Die rechte Gesinnung in Deutschland hat in der AfD wieder einen starken Arm in die Parlamente. Dort verschoben die Gaulands, die Chrupallas, die Weidels, vor allem aber Björn Höcke das vermeintlich Sagbare immer weiter in die braune Gedankenwelt. Es ist kein Wunder, dass sich davon immer mehr Menschen ermutigt fühlen und mittlerweile unter Klarnamen Kommentare veröffentlichen, für die sie sich eigentlich in Grund und Boden schämen müssten. Aber Schamgrenzen sinken, wenn der Eindruck entsteht, dass jemand mit einer noch so dümmlichen Meinung nicht mehr allein ist. Das hat die AfD mit destruktiver Beharrlichkeit geschafft.

Lothar Leuschen, Bürger gehen gegen Rechts auf die Straße. Der Widerstand beginnt, in: Wermelskirchener General-Anzeiger vom achtzehnten Januar Zweitausendvierundzwanzig