Was sind 25 Millionen Euro gegen hundert Milliarden? Wenig. Wenn aber die hundert Milliarden Euro von den Menschen dieses Landes über ihre Steuerzahlungen für eine marode Bank, die HRE, aufgebracht werden müssen, die fünfundzwanzig Millionen dagegen an die Führung der Bank ausgekehrt werden als Erfolgsprämie, nicht anders kann man den Begriff Bonus beschreiben, dann haben wir eine Relation der Anstandslosigkeit. Bänker fahren eine Bank an die Wand, der Steuerzahler zahlt und die Bänker genehmigen sich Erfolgsprämien. Wie tief kann ein Berufsstand, wie tief kann ein Gewerbe eigentlich sinken? Und wie lange will sich die Bundesregierung dieses würdelose Treiben eigentlich noch ansehen? Es wird hohe Zeit, um die Finanzwirtschaft eng an die Kandare zu nehmen.
Schlagwort: Bonus
125 Millionen Dollar Rente für US-Banker
Die Bank of America hat im dritten Quartal einen Verlust von mehr als 2,2 Milliarden Dollar “erwirtschaftet”. Der Berliner Tagesspiegel meldet nun, daß die US-Regierung den zum Jahresende abtretenden Konzernchef Kenneth Lewis als ersten Topbanker der Wall Street zum Verzicht auf einen Bonus und sein 1,5 Millionen Dollar schweres Grundgehalt für 2009 zwinge. So weit, so gut. Auf frühere Gehaltsansprüche aber hat die US-Regierung keinen Zugriff. Hinter den Kulissen werde somit laut US-Medien noch um die Höhe der Ansprüche von Lewis für seine insgesamt vier Jahrzehnte in der Bank gerungen. Die Angaben über die Höhe der Rentenansprüche reichen von 69 bis zu 125 Millionen Dollar. Mal eben überschlagen: Sein Grundgehalt betrug 1,5 Millionen Dollar. Mithin könnte Lewis, ohne sich wesentlich einzuschränken, noch mal knapp achtzig Jahre von dieser Rente leben – ohne Zinsen.
Anstandslos
Heute Abend, im Stau auf der Autobahn, Nachrichten auf WDR5: Das Amtsgericht Essen hat das Insolvenzverfahren über den Arcandor-Konzern eröffnet, Karstadt, Quelle und viele andere Tochterunternehmen sind betroffen. Nun, die Nachricht kennt man, also nur halb hingehört. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick dankt nach nur halbjähriger Leitung des Konzerns ab. Gut so, denke ich noch. Dann aber: Als Abfindung erhält Eick 15 Millionen Euro! Was? 15 Millionen Euro für nur sechs Monate Leitung eines abgewirtschafteten Unternehmens?
Die Gesellschaft Arcandor war und ist offenbar ohne jeden Anstand, die Gesellschaft Bundesrepublik Deutschland aber auch, wenn eine solche Regelung möglich ist. Womöglich werden Tausende von Mitarbeitern ihren Arbeitsplatz verlieren, der Unternehmenschef aber streicht eine mehr als fürstliche Belohnung ein. Für was eigentlich? Was muß denn noch passieren in diesem Land, damit Anstand, Gerechtigkeit, Augenmaß, soziale Verantwortung, Vorbilder wieder möglich werden? Wie soll man Kindern und Jugendlichen diese und andere Werte vermitteln, soziale und ethische, wenn die Eliten der Gesellschaft sich als überaus maßlos und gefräßig und gierig und unanständig und selbstsüchtig und unsolidarisch und ungerecht erweisen?
Da hilft es gar nichts, daß Eick nunmehr ein Drittel seiner Abfindung an die Belegschaft spenden will. Gegen Steuerabzugsbescheinigung vermutlich.