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Reetz: Rückzug nach Demontage

Christel Reetz, bislang stellvertretende Bürgermeisterin in Wermelskirchen, zieht sich nach den von der SPD-Fraktion im Stadtrat verursachten Querelen zurück von ihrem Amt. Sie nahm, wie die beiden lokalen Zeitungen übereinstimmend berichten, nicht einmal mehr an der konstituierenden Sitzung der Fraktion teil, sondern ließ ihre Erklärung verlesen. “Ich bitte insbesondere diejenigen um Verständnis”, zitiert der Wermelskirchener Generalanzeiger die Erklärung von Christel Reetz, “die mich zum ‘Durchhalten’ ermutigt hatten.” Christel Reetz hätte wohl für eine Fortsetzung ihrer Tätigkeit als stellvertretende Bürgermeisterin zur Verfügung gestanden. Die Demontage einer verdienten Sozialdemokratin und der Verlust einer keineswegs unwichtigen öffentlichen Funktion, das ist nun das Ergebnis einer verheerenden Kommunikation, wie sie von der Fraktion der SPD öffentlich geführt worden ist. Zunächst wurde ins Feld geführt, man wolle sich nur noch an der Sachpolitik orientieren und keine Listenverbindungen mehr mit anderen Parteien eingehen. Danach sprach der Fraktionsvorsitzende davon, daß das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters doch eher der größeren CDU-Fraktion zustehe und man nicht als Knüppel gegen die CDU wirken wolle. Und jetzt?  Jetzt wird im Nachgang Jochen Bilstein mit der Überlegung zitiert, man habe Christel Reetz  “seitens der SPD-Fraktion und nicht auf der Liste der ‘Regenbogenfraktionen’ in der Sitzung des Rates am kommenden Montag zur Wahl” vorschlagen wollen. Interessant. Christel Reetz als Kandidatin auf einer eigenen Liste der SPD. Warum nicht schon früher? Hinter uns liegen zwei Wochen, in denen die SPD öffentlich ein Lehrstück für mißratenen Umgang mit eigenen Genossen, falsche Antworten auf politische Angebote anderer Parteien und eine vollkommen mißlungene Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit dargeboten hat. Mal wieder. Leider.

Unterstützung für Christel Reetz

Die Bergische Morgenpost hat die Bürger Wermelskirchens nach ihrer Meinung  zur stellvertetenden Bürgermeisterin Christel Reetz gefragt. Ergebnis: ” ‘Alle’ wollen Christel Reetz wieder zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin haben. Bis in die späten Abendstunden gingen bei der Bergischen Morgenpost (…) Unterstützer-E-Mails ein. Der Tenor: Sympathieadressen an Christel Reetz und Unverständnis über die SPD.” Das Eigentor der örtlichen SPD wird immer peinlicher. Da hat eine Partei eine beliebte Politikerin, verwehrt ihr aber die Fortführung ihres bisherigen Amtes. Ohne jede nachvollziehbare Begründung. Ein Leser bescheinigt der beliebten SPD-Politikerin, “sie habe jahrelange Ratserfahrung (und) sei im Parteiengezänk der vergangenen Jahre stets neutral geblieben.” Und: Ihre Mitgliedschaft in der SPD störe keineswegs. Im Gegensatz zu allen Mitgliedern der streitbefangenen Fraktionen CDU und FDP. SPD-Fraktionsvorsitzender Jochen Bilstein sehe aus “aus falscher Treue zu den Krakeelern der CDU nicht, dass durch Frau Reetz ein positives Licht auf die SPD fallen könnte. Das übersieht dieser völlig ungeeignete Kommunalpolitiker.” Die Kritik der Leser am Vorgehen des Fraktionsvorsitzenden ist so massiv wie die Unterstützung für Frau Reetz. Die SPD hat offenbar immer noch kein Ohr am Bürger und die Fraktionsspitze handelt wie ein selbstreferentieller Autist. Ich höre jetzt schon, daß die SPD-Verantwortlichen, jedenfalls aber Jochen Bilstein, diese Leserbefragung der Morgenpost mal wieder als Wahlkampffortsetzung der Bergischen Morgenpost diffamieren werden. Tja, da zitieren wir doch lieber noch einmal Seneca, den Jüngeren: “Man muß so lange lernen, als man unwissend ist – also ein Leben lang, wenn wir dem Sprichwort glauben. Daraus ergibt sich zwingend der folgende Gedanke: Man muss ein Leben lang lernen, wie man das Leben gestalten soll. […] Ich zeige durch mein Beispiel, dass man auch im Alter noch zu lernen hat.” Ich jedenfalls setze noch auf die Lernfähigkeit der örtlichen Genossen. Und die (Partei-)Wüste ist der falsche Platz für Christel Reetz.