Schlagwort: Eric Weik

In einem menschlichen Land leben

Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem wir in unseren warmen, gut geheizten Wohnzimmern sitzen und im Fernsehen verfolgen, wie vor unseren Grenzen die Menschen verhungern und erfrieren. Das wäre nicht das Deutschland, in dem ich leben will. Ich möchte in einem Land leben, das menschlich ist.

Eric Weik, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet und langjähriger Bürgermeister in Wermelskirchen, zitiert nach der Berichterstattung der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung Bochum und Herne über den IHK-Jahresempfang

Danke

Der letzte Tag. Heute. Für Eric Weik auf dem Bürgermeistersessel. Wenn man denn den eher schlichten Bürostuhl im Wermelskirchener Rathaus so bezeichnen möchte. Nach elf Jahren. Ab morgen ist Eric Weik frei, von Wermelskirchen jedenfalls, von der Amtskette. Amtskette. Wieviel Wahrheit ein solches Kompositum doch enthalten kann. Eine Amtskette gibt es wirklich. Ein eher schlichtes bis häßliches Utensil. In Zeiten von Bürgermeistern, die sich mit Hermelinpelzen bedeckten, vielleicht tragbar. In Anzugzeiten kein angemessenes Kleidungsstück mehr. Aus der Zeit gefallen. Anders als Eric Weik. Elf Jahre ist er nun, war er Bürgermeister in Wermelskirchen. Der erste Schwabe als erster Bürger der Stadt. Fast eine eigene Ära. Nur Heinz Voetmann hat in Wermelskirchen länger “regiert” als Eric Weik. Fünfundzwanzig Jahre nämlich. Dafür aber mit einer stabilen konservativen Mehrheit. Die, eine stabile Mehrheit, hatte Eric Weik nicht. Er hat mal mit, mal gegen Mehrheiten im Stadtrat amtieren müssen. Die Bürger der Stadt haben Eric Weik die elf Jahre beschert, nicht die Parteien. Zweimal haben sie ihn gewählt. Mit überzeugenden Mehrheiten. Bürger sind, als Wähler, nicht selten klüger als die Stadtverordneten. Gut, Tempi passati. Keine Bilanz, kein Aufrechnen, keine Erbsenzählerei. Ganz gewiß hat Eric Weik nicht weniger Fehler in seinem Amt gemacht, als sie einem konservativen oder einem sozialdemokratischen Bürgermeister ebenfalls unterlaufen wären. Und ob er in jedem Einzelfall in der Verwaltung glücklich operiert hat, sei dahingestellt. Ich kann das nicht beurteilen. Die Kommunikation mit dem Bürger indes, das Auftreten Weiks in der Öffentlichkeit, seine rhetorischen Qualitäten, seine Unterhaltungsfähigkeit, die Menschen einzunehmen, zu überzeugen, zu gewinnen, auf diesen Feldern hat er sehr große Spuren hinterlassen. Zum letzten Mal vor wenigen Tagen, als er einer sehr gut besuchten Bürgerversammlung aus dem Stand und ohne Manuskript druckreif und überzeugend die Notwendigkeit erklärte, aus Gründen des menschlichen Anstands heraus Flüchtlinge als geschundene und gequälte Menschen zu begreifen, sie anzunehmen, ihnen zu helfen und beizustehen in ihrer Not. Ich danke Eric Weik für seine Tätigkeit in Wermelskirchen. Ganz persönlich. Ich habe bedauert, daß er nicht ein weiteres Mal antritt. Sei’s drum. Ich kann heute gut verstehen, daß er eine neue Herausforderung gesucht und gefunden hat. Ein letztes noch. Circa eintausendsechshundert Beiträge aller Art, kurze, längere, Bilder, Videohinweise, Texte und Miniaturen hat es in den letzten sechs Jahren an dieser Stelle hier zu lesen und anzuschauen gegeben. Daran trägt Eric Weik eine Teil-Schuld. Weil CDU und SPD einen gemeinsamen Kandidaten gegen Eric Weik aufgestellt hatten, habe ich mich zum erstmal öffentlich zu Wort gemeldet. Mir reicht’s, habe ich damals, am zwölften August Zweitausendneun, geschrieben. Und seither eben immer mal wieder was. Auch dafür: Danke, Eric Weik.

Bedrückende Revue

Vor sieben Jahren haben Schüler der hiesigen Hauptschule das Bedrückende ihres Besuchs des Konzentrationslagers Ausschwitz bearbeitet, indem sie unter der Regie ihrer Lehrerin, Marie-Louise Lichtenberg, eigene Texte erstellt, Bilder gemalt, fiktive Briefe geschrieben haben, einzelnen Biographien von Nazi-Opfern nachgegangen sind oder das Vernichtungssystem des Lagers studierten und das alles öffentlich den Wermelskirchener Bürgern in einer Art bedrückender Revue mit Ausstellung im Rathaus dargeboten haben. Mehrfach. Und mit ungeheurem Erfolg. Die Besucher dieser Veranstaltungen waren ergriffen, erstaunt, überrascht. Durch die Bank. Hauptschüler sind es nämlich nicht, denen man diese seriöse Bearbeitung eines Besuchs im Schrecken der deutschen Geschichte, diese eindringliche Kreativität, diese Ernsthaftigkeit in aller Regel zutraut. Ein Geschichtsunterricht der besonderen Art. Von Schülern  für ihre Mitschüler, aber auch für die Erwachsenen in der Stadt. Mit einigen Kollegen habe ich seinerzeit diese Revue filmisch dokumentiert. Die Stadt Wermelskirchen hat die so entstandene Dokumentation publiziert, die dann später auch in einer französischen Variante, von Schülern des örtlichen Gymnasiums übersetzt und angepasst, in der Partnerstadt Loches vorgestellt werden konnte. Und wiederum beachtliche Aufmerksamkeit fand. “Die Geschichte ist kaum zu ertragen”. So der Titel der bei der Hauptschule und der Stadt als DVD erhältlichen Dokumentation. In der vergangenen Woche habe ich, nach sieben Jahren zum ersten mal, dieses einstündige Filmdokument erneut ansehen können. Die Hauptschule in Person von Marie-Louise Lichtenberg und der Bürgermeister, Eric Weik, hatten zu zwei Vorführungen in das hiesige Kino eingeladen. Morgens für Schüler der Jahrgangsstufen neun und zehn. Und abends auch für Erwachsene, ehemalige Schüler, Lehrer oder andere Interessierte. Die Betreiber des wunderbaren Film-Eck mit dem Flair der großen Kinozeit der Vergangenheit, dieser Kultur- und Kultstätte, das Ehepaar Schiffler, haben für diese Vorführungen komplett auf alle Einnahmen verzichtet, um so das Anliegen der Schüler und der Schule zu unterstützen. Großartig, was in dieser übersichtlichen Stadt alles möglich ist. Ich also habe nach sieben Jahren diese Dokumentation erstmals wieder gesehen. Im siebzigsten Jahr nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Und, ganz ehrlich: Mit Gänsehaut, mit Schrecken, mit Trauer, mit Bedrückung, aber auch mit Respekt und Hochachtung vor den Schülerinnen und Schülern, ihrer Lehrerin, auch dem Bürgermeister Eric Weik, der sich dem Projekt richtiggehend verschrieben hat. Chapeau. Den Schülern ist etwas gelungen, das so manches Projekt von Erwachsenen, von Studierten, von Experten nicht von sich behaupten kann. Sie haben der Stadt Wermelskirchen und Ihren Bürgern ein Kleinod geliefert, geschenkt, eine Preziose der Erinnerungskultur, ein Juwel des Umgangs mit der widerwärtigen Geschichte des Faschismus. Ein fast zeitloses Dokument. Im achtzigsten Jahr der Erinnerung an die Konzentrationslager und an Ausschwitz wird man sich diesen Film mit der gleichen Ergriffenheit ansehen können wie in der vergangenen Woche. Danke!Hauptschule_Ausschwitz_2

 

Ein offenes Wort, Herr Weik

“Stadtspitze sieht keinen Grund zum Kondolieren.” Dieser schlanke Satz war gestern in meiner Zeitung zu lesen, dem Wermelskirchener General-Anzeiger. Der Bürgermeister war wohl von der Redaktion befragt worden, ob er angesichts der Attentate von Paris eine öffentliche Gedenkveranstaltung in Wermelskirchen plane, wie es sein Amtskollege in Remscheid bereits getan hatte. Die Hintergründe seien noch weitgehend unklar, befand der Bürgermeister. Das solle man erst einmal abwarten. Das, finde ich, ist nun mehr als befremdlich. Nein, lieber Herr Weik, die Hintergründe sind keineswegs unklar. In unserem Nachbarland gab es eine feige Attacke auf Menschen, auf die Freiheit der Presse und der Meinung, auf die Zivilisation, auf das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und religiöser und anderer Überzeugungen. Vorgeblich im Namen Gottes. Niemand kann Ihnen aufgeben, Herr Weik, eine Gedenkveranstaltung zu organisieren. Aber niemand darf auch mit einer mehr als fragwürdigen Formulierung abgespeist werden. Ob Sie persönlich kondolieren, in Paris oder Loches oder sonstwo, ist Ihre persönliche Angelegenheit. Aber ein erklärendes Wort zu den Vorgängen, zu denen Sie ja befragt worden sind, hätten viele Bürger gewiß gerne von Ihnen vernommen. Ich jedenfalls. Ich möchte hören oder lesen, daß mein Bürgermeister auf der Seite der Attackierten steht, mit ihnen fühlt, beschämt ist und erschrocken angesichts der sinnlosen Gewalt. Ich möchte hören oder lesen, daß der Bürgermeister Position bezieht gegen jene, die hierzulande ausgrenzende Positionen und Forderungen vertreten, gegen jene, die Menschen anderen Glaubens oder anderer Herkunft diskriminieren. Ich nehme das alles von Ihnen an. Aber ich erwarte von meinem Bürgermeister auch in solchen Fragen ein deutliches und öffentliches Wort. Was der Bundespräsident für das ganze Land kann und darf, kann und darf der Bürgermeister auch für unsere Stadt. Diese Chance ist vertan. Leider.

Mysterium

Henning Rehse ist ein bekannter Mann. In Wermelskirchen. Weil er heimlicher und unheimlicher Chef der WNK ist, eines konservativen Wahlvereins. Henning Rehse ist ein fleißiger Mann. Jedenfalls, was die Produktion von offenen Briefen an unterschiedliche Empfänger in der örtlichen Stadtverwaltung angeht und Postings in Facebookgruppen mit lokalem Bezug betrifft. Kaum ein Tag vergeht ohne eine weltbewegende, mindest aber den lokalen Kosmos erschütternde Rehsesche Mitteilung. Heute ist eine seiner umstrittenen Mitteilungen aus Facebook, gerafft zwar, aber erkennbar, sogar auf der ersten Lokalseite des Wermelskirchener General-Anzeigers gelandet. Der Anlaß: Bürgermeister Eric Weik wollte nicht dem Beispiel seines Remscheider Amtskollegen folgen und keine öffentliche Gedenkveranstaltung in Wermelskirchen für die Opfer des Angriffes auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo durchführen. So hat er es auf Nachfrage der lokalen Redaktion erklärt. Das kann und muß ein Bürgermeister für sich entscheiden. Nur in Wermelskirchen nicht. Was wäre denn ein Bürgermeisterstatement ohne Rehseschen Senf. Also muß ein Henning Rehse natürlich einen Beitrag in Facebook veröffentlichen. Und so schrumpft er als erstes sämtliche Bekundungen der Betroffenheit angesichts der schändlichen Ereignisse in unserem Nachbarland in seinem Palimpsest flugs zu einem “rituellen Solidaritätsprogramm” und entblödet sich zudem nicht, mal eben eine Grundgesetzänderung zu fordern, mit der Deutschen die Staatsbürgerschaft aberkannt werden soll, um sie, wohin auch immer, abschieben zu können, wenn sie an terroristischen Aktionen beteiligt sind. Das ganze lange Pamphlet des WNK-Rechtsauslegers wird in der Lokalzeitung auf  zwölf Zeilen eingedampft. Und mit der Überschrift versehen: “Henning Rehse unterstützt Weik” und dem Nachsatz, es handele sich um die private Meinung von Henning Rehse und nicht um die des Fraktionsvorsitzenden der WNK. Für diese Unterstützung wird der Bürgermeister wahrlich dankbar sein. Henning RehIMG_1870ses Grundüberzeugung in seinem persönlichen Kampf gegen den islamistischen Terror, “klare Kante zeigen”, das Grundrecht anständiger Bürger, was immer die auch auszeichnen möge, sei höher zu bewerten als das Grundrecht von Terroristen, wird das Mitglied der Bürgerrechtspartei auf dem Bürgermeistersessel nachgerade entzücken. Nicht jeder Senf ist Unterstützung. Auch nicht, weil er gelb ist. Und schließlich: Warum, bitte schön, hat die Redaktion der lokalen Zeitung nicht die Privatmeinung von beispielsweise Peter Müller, Karin Mustermann, Ulrike Schmitz oder Meinolf Skiskibowski eingeholt zu dieser Position des Bürgermeisters? Ist die Privatmeinung eines Herrn Rehse wirklich wichtiger? Bedeutsamer? Klüger? Besser formuliert? Alles Bullshit. Von wegen private Meinung. Rehse wird zitiert, Rehse wird Platz eingeräumt im Lokalblatt, weil er Wind macht. Als Fraktionsvorsitzender. Das ist, was er kann. Warum die Redaktion allerdings die Rehsesche Streitschrift ohne jede Kommentierung beläßt und auf den bedeutungslosesten Aspekt reduziert, wird ein Mysterium des lokalen Journalismus bleiben.

Dezennium

Der Bürgermeister ist, so sagt es die Gemeindeordnung in Nordrhein-Westfalen, “verantwortlich für die Leitung und Beaufsichtigung des Geschäftsgangs der gesamten Verwaltung und der gesetzliche Vertreter der Gemeinde in Rechts- und Verwaltungsgeschäften.” Der Bürgermeister ist nicht nur der Chef der Verwaltung, sondern quasi auch der erste Bürger dieser Stadt. Weshalb ihn auch jeder Verein, jede Gruppe, jeder Club, jedes Orchester, jedes Kränzchen, jede Nachbarschaft und alle, die ach so wichtig sind in einer Stadt, sehen wollen bei ihren Versammlungen, Mitgliedertreffen, öffentlichen Veranstaltungen, Konzerten, Meetings, Tagungen und Festivitäten. Morgen seit zehn Jahren, seit dem elften Oktober Zweitausendvier ist Eric Weik nun Bürgermeister in Picswiss_VD-47-72Wermelskirchen. Erfunden hatte ihn vor zehn Jahren ein Bündnis von FDP, WNK, UWG und Bürgerforum. Zuvor hatte die CDU die nahezu unbeschränkte Macht in der Stadt. Fünfundzwanzig Jahre lang war Heinz Voetmann Bürgermeister. Von Neunzehnhundertneunundsechzig bis Neunzehnhundertvierundneunzig. Ein Vierteljahrhundert lang. Sollte wirklich jemand in der Stadt leben, den Heinz Voetmann nicht gekannt, gegrüßt und freundlich behandelt hat? Heinz Voetmann war die CDU, in allen möglichen Funktionen und Gremien. Nur danach, nach Voetmanns Versetzung in den Ruhestand und der Verleihung der Ehrenbürgerwürde ging es bergab mit der christdemokratischen Allmacht. Vor fünf Jahren habe ich hier meinen ersten Artikel über die Kommunalpolitik in Wermelskirchen geschrieben und beklagt, daß die CDU nach Voetmann keinen adäquaten Kandidaten mehr gefunden hatte. “Die von der CDU gestellten Bürgermeister nach Heinz Voetmann haben alle eine Legislaturperi­ode nicht überstanden. Helga Loepp amtierte nur ein Jahr, Heinrich Niehaves und Michael Heck­mann jeweils nur eine Amtszeit. Das Amt des Bürgermei­sters ist aber kein Lehrberuf. Man braucht seine Zeit, um eine Stadtverwaltung führen zu können, die örtli­chen Begebenheiten zu kennen, kulturelle Beson­der­hei­ten zu erfahren, den Menschen, ihren Verei­nen und Organisationen bekannt zu werden, ihre Nöte, ihre Interessen und Sorgen zu erfahren, die wirtschaftli­chen und finanziellen Bedingungen der Stadt zu durchschauen.” Dieser Absatz ist zwar fünf Jahre alt, aber immer noch taufrisch. Das Amt des Bürgermeisters ist kein Lehrberuf. Was man können muß als Bürgermeister, sagt einem keine Schule, keine Universität, gewiß auch keine Partei samt Ochsentour. Ich kenne mich nicht wirklich aus in der Kommunalpolitik. Aber die Lektüre der lokalen Zeitungen und eine Reihe von Gesprächen stützen meine Vermutung, daß mindestens fünfundneunzig von einhundert Vorgängen, mit denen der Bürgermeister zu tun hat, unstrittig, konsensual, einvernehmlich mit den Stadtverordneten, den Mitarbeitern in der Verwaltung und  geräuschlos, ohne öffentlichen Rumor erledigt werden. Nur wenige Projekte sind strittig zwischen Parteien, zwischen Verwaltung und Politik. Dies gilt für Bürgermeister und FDP-Mitglied Eric Weik. Aber ebenso dürfte es für einen Bürgermeister beispielsweise der CDU gelten, der SPD oder der WNK. Mit einem Unterschied. Der amtierende Bürgermeister ist seit zehn Jahren im Amt. Er kennt die Stadt, mittlerweile. Die bergische Denkungsart. Die Vereine und Parteien und Grüppchen. Die Menschen im Rathaus und draußen. Die Unternehmen. Die Stadtteile. Die Institutionen. Die Probleme der Gemeinde, die Vorzüge, die Potentiale. Vor fünf Jahren habe ich hier geschrieben: “Warum also sollte ich dafür sein, jetzt schon wieder einen neuen Bür­germeister zu installieren? (…) Diese Stadt braucht nicht den fünften Bürgermeister seit Heinz Voetmann. Ich bin dafür, daß sich der amtierende Bürger­meister Eric Weik die Belange der Stadt auch in einer zweiten Amtsperiode zu eigen ma­chen kann. Ich bin für Kontinuität in meiner Stadt. Nicht der ständige Wechsel macht Sinn, sondern die be­harrliche und nachhaltige Lösung von Problemen.” Auch diesen Satz finde ich heute noch taufrisch, einzig aus der zweiten muß man eine dritte Amtsperiode machen. Die CDU will den Bürgermeister in der Stadt stellen. Das kann man verstehen in einer Stadt, deren Einwohner man als strukturkonservativ bezeichnen könnte. Aber sie hat keinen Kandidaten. Der Vorsitzende ist zu jung. Die anderen Verantwortlichen sind allesamt bekannt – und nicht wirklich geeignet. Also müßten sich die Christdemokraten jemanden von auswärts holen und ihn im Falle eines Wahlsieges im Training on the Job, wie es neudeutsch heißt, zum Bürgermeister ausbilden. Für die Sozialdemokraten gilt das gleiche. Und für die WNK das nämliche. Eric Weiks Arbeit in den vergangenen Jahren war gewiß nicht fehlerfrei. Aber welcher Bürgermeister konnte und könnte dies für sich  schon behaupten? Es gab und gibt keinen fehlerfreien Bürgermeister, nirgendwo, zu keiner Zeit. Auch Heinz Voetmann war gewiß nicht fehlerfrei. Es gibt keinen fehlerfreien Bürgermeister der SPD, keinen der CDU. Einen Bürgermeister der WNK gibt es ebenfalls nirgendwo. Das sind die Möglichkeiten, die sich in ziemlich genau einem Jahr bieten werden in der Stadt, wenn der Bürgermeister gewählt werden muß: Man kann Koalitionen bilden gegen den amtierenden Bürgermeister, wie beispielsweise vor fünf Jahren, als es die CDU mal mit der SPD probiert hatte, was ordentlich schiefging, erhielt Eric Weik doch fast zwei Drittel der abgegebenen Stimmen gegen die großen Parteien. Oder die größeren Parteien holen sich jeweils einen Kandidaten von auswärts, wobei jeder von denen Wermelskirchen noch gehörig lernen müßte. Oder die Parteien versammeln sich hinter dem amtierenden Bürgermeister. Ich wäre für letzteres. Jeder Bürgermeister, einmal gewählt, ist der Bürgermeister aller Bürger. Unabhängig von Parteizugehörigkeit oder politischen Präferenzen. Es gibt immer noch keinen Grund, wie ich seinerzeit schrieb, “jemanden in das Amt zu hieven, der alle diese Erfah­rungen aufs Neue machen muß, die der amtierende Bürgermeister gerade hinter sich gebracht zu haben scheint. Nicht Eric Weik verdient die (…) Amts­periode, sondern wir, die Bürger dieser Stadt. Wir haben ein Recht auf gewachsene und wachsende Kompetenz an der Spitze dieser Stadt. Wir brau­chen nicht alle Jahre wieder einen neuen Bürgermeister.” Kurzum: Sollte Eric Weik seine dritte Amtsperiode für möglich halten, wäre ein Kunststück der Parteien gefordert. Kommunikation und Verständigung Weikfrageüber eherne Parteigrenzen hinweg und ein gemeinsamer und nachhaltiger Entschluß zur Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, die nicht in erster Linie den vordergründigen Parteiinteressen dient, sondern dem Wohl der Stadt und ihrer Bürger. Hoffen wird man ja wohl noch dürfen. Oder? Ach, für jene, die es nicht wissen sollten: Ich bin natürlich nicht in der Partei des Bürgermeisters. Nicht in der Partei und gewiß auch nicht in seinem Wahlkampfteam. Ich verwahre seit einiger Zeit das Parteibuch der SPD. Aber ein Parteibuch, ein Mitgliedsausweis kann und soll selbständiges Denken gegebenenfalls auch gegen den Mainstream einer Partei nicht verhindern. Ob meine Partei einen eigenen Bürgermeisterkandidaten hat oder finden will, hat sie noch nicht kundgetan. (© Yverdon: Skulpturen hinter dem Maison d’Ailleurs, Roland Zumbühl (Picswiss), Arlesheim (Commons:Picswiss project) http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:10_(number)?uselang=de#mediaviewer/File:Picswiss_VD-47-72.jpg)

Gemein

Die FDP ist gemein. Nein, nein, nicht nur so allgemein gemein, wie den vielzitierten Schleckerfrauen gegenüber oder Griechenland oder den Promotionsordnungen deutscher Universitäten oder den Opelarbeitern. Nein, jetzt ist die FDP auch noch gemein gegen ihre Bürgermeister, ihre eigenen. Allzu viele sind das ja nicht in deutschen Landen, jedenfalls verglichen mit den Bürgermeistern aus den großen Parteien, die, die noch leben und mit ihren Abgeordneten noch überall in den Parlamenten sitzen. Gerade deshalb, weil es nicht so furchtbar viele sind, sollte man annehmen, daß die FDP-Spitze jeden einzelnen der blau-gelben Bürgermeister kennt und hegt und pflegt. Aber: Weik gefehlt. Auf der Homepage der Bundes-FDP gibt es unter “Parteileben” – ein schönes Wort für eine Partei, der zuletzt lediglich zwei bundesweit bekannte Gesichter noch ein wenig Leben einhauchen konnten, Christian Lindner und Wolfgang Kubicki, für die aber ansonsten das Sauerstoffzelt und künstliche Beatmung kurz vor der Organentnahme treffende Bilder sind – den Unterpunkt “Liberale Bürgermeister“. Und was sieht man dort, auf dieser schönen Karte? Wermelskirchen ist, was liberale Bürgermeister angeht, ein weißer Fleck. Kein blaues Fähnchen, kein Hinweis, nichts. Eric Weik wird von der FDP-Spitze ignoriert, totgeschwiegen. Sollte Eric Weik kein Liberaler mehr sein? Ist da was an mir vorbeigegangen? Hat sich Eric Weik klammheimlich in die WNKUWG begeben, wie weiland der FDP-Vorsitzende Güntermann samt Gattin, um so besser der nicht enden wollenden Kritik von Henning Rehse und Co. zu entkommen? Müssen wir in Wermelskirchen mit neuen Allianzen rechnen? Ein Wahnsinns-Coup von Henning Rehse? Oder sollte der blau-gelben Parteispitze, namentlich dem Generalsekretär, gar die Freundschaft Weiks mit dem Liberalenchef in NRW, in Köln und dem Bergischen Land, dem blau-gelben Oppositionsführer im Landtag zum Verhängnis geworden sein? Von Lindner die Nase voll und also werden die Lindnergetreuen ebenfalls abgestraft. Fragen über Fragen im Sommerloch.

Geht doch!

Clara Möller darf nun doch die Kindertagesstätte Kleine Strolche in Burscheid besuchen. Die öffentliche Information in Presse, Facebook oder Blogs, das Murren und der Unmut in den Parteien haben den Bürgermeister als Chef der örtlichen Verwaltung zur Umkehr bewogen. Die Eltern von Clara erhielten zwischenzeitlich einen Brief aus dem Rathaus, mit dem eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Clara darf also nach Burscheid in die Kindertagesstätte, in der ihre ältere Schwester bereits ihre Zeit verbringt. Obwohl die Familie in Wermelskirchen wohnt. Unbürokratisches Handeln ist doch gar nicht so schwer, oder?

Clara Möller

Clara Möller ist zehn Monate alt, wie man dem Wermelskirchener Generalanzeiger (WGA) kürzlich entnehmen konnte. Und sie soll, so der Plan ihrer Eltern, demnächst in den Burscheider Kindergarten “Die kleinen Strolche e.V.” gehen, in dem ihre ältere Schwester Hanna bereits seit einiger Zeit ist. Der Kindergarten ist nicht einmal einen Kilometer von der Wohnung entfernt, allerdings auf Burscheider Stadtgebiet. Doch das Jugendamt in Wermelskirchen legt sich quer, indem es sich kategorisch auf einen Ratsbeschluß bezieht, nach dem in Wermelskirchen Tagesmütter den Betreuungsbedarf bei Kindern unter zwei Jahren abdecken sollen. Die Folge wäre, daß die Eltern morgens zwei verschiedene Stellen anzufahren hätten, was ihnen zeitlich jedoch kaum möglich ist. Bürgermeister Weik, so der WGA, möchte “keinen Präzedenzfall” schaffen. Die Leiterin der “Kleinen Strolche” aber ist für das Vorhaben der Eltern und hat sich bei der Verwaltung für Clara und Hanna eingesetzt. “ “Die Familie kennt unsere Einrichtung und vertraut den Mitarbeiterinnen. Dieses Vertrauen ist wichtig, erst recht, wenn es sich um so junge Kinder handelt. Eine «fremde» Betreuerin bedeutet Verunsicherung und zusätzlich Eingewöhnungsaufwand, der nicht notwendig wäre.” Das Kreisjugendamt, für Burscheid zuständig, wäre ebenfalls einverstanden, daß Clara in den Kindergarten ihrer großen Schwester aufgenommen wird, wenn die Wermelskirchener Verwaltung zustimme. Das aber tut sie nicht. Noch nicht. Stattdessen der Rat einer Jugendamtsmitarbeiterin an die Eltern: “Ziehen Sie doch nach Burscheid.” Eine bergische Eulenspiegelei. Muß man die Verwaltung immer noch daran erinnern, daß sie für die Bürger zu arbeiten hat? Täglich lesen wir von den Anstrengungen, ein vereintes Europa zu schaffen. Nur hierzulande leisten wir uns eine idiotische Kleinstaaterei, in einem Umkreis von fünf Kilometern. Das verstehe, wer will. Ein offenbar nicht ganz durchdachter Ratsbeschluß, eine offenbar unwillige Verwaltung, Bürokratenhirne, ein Bürgermeister, der keinen Mut hat, unkonventionell zu helfen – Zutaten, aus denen  immer noch kleingeistige Kommunalpolitik gestrickt werden kann. Es wird hohe Zeit, daß sich etwas ändert, nicht nur im fernen Berlin, auch vor unserer Haustür.