Können Städte unbarmherzig sein? So oder so: Pisa jedenfalls ist unbarmherzig mit uns Deutschen. Zuerst waren es die Schulkinder, deutsche Schulkinder notabene, die in den Leistungsstudien der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, so schlecht wegkamen. Der Nachwuchs teutonischer Dichter und Denker ist schlechter als die Brut anderer Nationen, namentlich etwa der skandinavischen Pänz. Nur ein schiefes Bild, das dort unten in Italien oder wo von uns und unserem Land gezeichnet wird? Nun aber der nächste Pisaschock: Die Erwachsenen hier im Land der Dichter und Denker können im internationalen Vergleich nur mittelmäßig lesen und schreiben. Man hätte ja selbst drauf kommen können. Eine gründliche Facebooklektüre hätte ausreichen müssen, um vor Pisa das Pisaurteil fällen zu können. Daß der gemeine Deutsche Grundrechenarten, Prozentrechnen oder Dreisatzaufgaben nur mit gehörigen Defiziten zu lösen imstande ist, wird sich aus Facebook nicht erschließen lassen. Daß aber jeder sechste Nachfahre von Goethe und Schiller lediglich in der Lage ist, kurze Texte mit einfachem Vokabular zu lesen und nur begrenzt Informationen aus ihnen zu beziehen, das ist doch unbarmherzig, oder? Knapp achtzehn Prozent der erwachsenen Deutschen auf dem Niveau von Zehnjährigen? Gemein. Pisa ist doof. Und schief. Japaner und Finnen beispielsweise haben gleichaltrigen Deutschen gegenüber einen Kompetenzvorsprung, der der Lernleistung von vier bis fünf Schuljahren entspricht. Und die Computer sind nicht schuld. Im Gegenteil. Im internationalen Vergleich haben Deutsche erkennbar mehr Probleme im Umgang mit der digitalen Technik. Gut, das mit dem Land der Dichter und Denker ist so eine Sache. Aber wie lange kann der Nimbus der Forschungs- und Industrienation halten, wenn derart wenig in Bildung investiert wird? Nicht mehr wirklich lange.