Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, die in ihrer Heimat ihre Familien nicht mehr ernähren können, ihre Frauen, ihre Kinder? Weil unsere, die europäische Landwirtschafts- und Handelspolitik sowie die Agrarsubventionen deren heimische Wirtschaft grundlegend zerstört haben. Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, die zu uns kommen, weil sie in ihren vermeintlich sicheren Heimtländern verfolgt werden? Weil sie Roma sind oder Sinti, weil sie ethnischen oder religiösen Minderheiten zugehören, weil sie schwul sind, lesbisch oder sonst anderswie als der dortige Mainstream. Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, die ihren Kindern keine ärztliche oder medikamentöse Hilfe zukommen lassen können und deshalb hier bei uns Hilfe erhoffen und Linderung ihrer Not? Weil das Gesundheitssystem in ihrem Heimatland zerstört ist, korrupt oder nicht mehr leistungsfähig. Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, die zu uns kommen, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, Kindergarten, Bildung, Lehrer, Ausbildung? Weil dort, wo sie herkommen, kein Bildungssystem besteht, Schulen und Lehrer fehlen, Bildung nicht erschwinglich ist. Weil sie Bücher und Hefte nicht kaufen können, weil sie die Fahrt zu Kindergärten, Schulen oder Hochschulen nicht bezahlen können. Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, die sich tausende Kilometer durch Kälte, Regen und Sturm zu Fuß und nicht einmal mit dem Nötigsten bekleidet auf den lebensgefährlichen Weg machen mit der Hoffnung auf ein halbwegs menschenwürdiges Leben, an dem ökonomische Not, politisches Elend, Korruption, Armut, Unterentwicklung sie in ihren Heimatländern hindern?
Schlagwort: Wirtschaftsflüchtlinge
“Wirtschaftsflüchtlinge”
Der Leserbrief eines Polizisten aus München ist im Internetportal Polizei-Mensch veröffentlicht worden. Vor sieben Wochen schon. Unter dem Titel: Leserbrief: Gedanken eines Polizeibeamten zur Asylproblematik schreibt der Autor unter anderem zum Thema “Wirtschaftsflüchtlinge”:
Ich finde, das Wort „Wirtschaftsflüchtlinge“ ist eine Verharmlosung sondergleichen. Das sind Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten, weil sie dort nicht wissen, wie sie sich, ihre Familien, ihre Kinder am nächsten Tag ernähren sollen. Wenn ich meine zwei Kinder nicht ernähren könnte, würde ich auch alles menschenmögliche tun, um sie durchzubringen. Selbst wenn das bedeutet, in eine anderes, fremdes Land zu gehen. Und wenn, dann suche ich mir das Land aus, das die besten Chancen bietet. Im europäischen Raum ist das nun mal Deutschland.
Diese Leute kämpfen genauso um ihr Überleben, wie Menschen aus Kriegsgebieten, nur auf andere Weise. Deshalb sind wir auch ihnen als reiches Land rein menschlich gesehen verpflichtet, zu helfen. Leider gibt das die momentane Gesetzgebung nicht her. Trotzdem kommen tausende dieser „Wirtschaftsflüchtlinge“ in der Hoffnung auf ein Leben mit Perspektive nach Deutschland.